Das schwedische Schwesternduo First Aid Kit veröffentlicht sein zweites Album: „The Lion’s Roar“ wurde hörbar in den USA aufgenommen.
Mit seinem Debütalbum „The Big Black & The Blue“ sorgte das blutjunge Schwesternduo First Aid Kit um Johanna und Klara Söderberg – Jahrgang 1990 und 1993! – vor zwei Jahren für die Erkenntnis, dass die schwedische Stadt Enskede in Wahrheit dort liegen muss, wo sich im US-Hinterland Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Als bekennende Fans der Fleet Foxes und deren das Echo der Berge beschwörenden Appalachen-Musik knüpften die Schwedinnen nämlich direkt an das Folk-Revival an. Kritische Beobachter kamen folgerichtig kaum je umhin, bezüglich der bevorzugt in von Batikmustern verzierten Hippieroben posierenden Musikerinnen und ihren schlichten, von akustischen Gitarren getragenen Songs in Richtung Jungscharlager zu verweisen. Allerdings durfte man zwischendurch nicht nur tatsächlich sehr gute Lieder („Hard Believer“, „Winter Is All Over You“) hören, sondern hinter den nachdenklichen Texten auch zwei für ihr Alter erstaunlich reife Menschen vermuten.
Prominente Unterstützung
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Nach einer ersten EP im Fach des den Ursprung fröhliche Urständ feiern lassenden Folkpop auf dem Label der Landsleute von The Knife bekannte sich auch Jack White bald als Fan. Und er sorgte für einen erheblichen Karrierekick, indem er die Söderberg-Schwestern zu sich nach Nashville lud, um gemeinsam an neuen Songs zu basteln. Für das zweite und am heutigen Freitag erscheinende Album „The Lion’s Roar“ wiederum wurde in Omaha mit Mike Mogis (Bright Eyes u.a.) produziert, und auch Conor Oberst selbst ließ es sich nicht nehmen, eine Strophe für das von Mariachi-Bläsern abgerundete „King Of The World“ einzusingen.
Der stille Holzhüttencharakter des Erstlings wurde zugunsten eines dichteren Bandsounds und orchestraler Arrangements ausgetauscht – in Sachen Songwriting macht sich der kreative Fortschritt mit komplexeren Strukturen bemerkbar. Das ergibt nicht nur bei für faule Sonntage im Bett empfohlenen Songs wie „In The Hearts Of Men“ oder dem Album-Highlight „To A Poet“ den einen oder anderen Leslie-Feist-Moment. Im ersten Drittel wiederum geht es etwa mit der Genre-Hommage „Emmylou“ als Tribut an Gram Parsons, Emmylou Harris sowie Johnny und June Carter Cash zur heulenden Steelgitarre hübsch countryfiziert zu. Schwachstellen sind dort auszumachen, wo allzu eingängigen Refrains des Country- und Folkpop der 60er-Jahre nachgegeben wird („This Old Routine“).
Trotz eines Hangs zur Melancholie geht von den Songs freilich keine Gefahr aus. Damit das auch so bleibt und die kommende US-Tour für die beiden Mädels aus der Pampa nicht in den Abgrund führt, hat sich Papa Benkt gleich selbst an den Bass gestellt.
Das sehr hübsche Album jedenfalls ist ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für das Duo. Keine Frage: Das Genre hat zwei neue Heldinnen gefunden.
First Aid Kit: The Lion's Roar (PIAS)

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