- Love & Fist im Wiener Konzerthaus
Die Kunst des Probierens und Dilettierens gilt als zutiefst österreichische Disziplin. Anderswo sprach man von Punk: Wir nehmen eine Gitarre und sehen, was sie mit uns macht!
Was nun Love & Fist damit zu tun haben, mag sich dem Hörer zunächst nicht erschließen. Schließlich legt das Duo auf seinem demnächst erscheinenden Debütalbum viel Wert auf Perfektionismus. Diesbezüglich wird die Arbeit mit opulenten Arrangements auffällig, die das Duo im Orchestergraben bei Phil Spector verortet. Wir hören im maximal mittleren Tempobereich angesiedelte Songs mit Folk-Anklängen und Sehnsuchtschören, die auch eines gestehen: Man kommt vom Land. Und man wurde dort auch von der Blechblasmusi irgendwie mitgeprägt.
Vier Jahre lang haben Jakob Kubizek und Stefan Deisenberger (Naked Lunch) am ersten Album getüftelt. Nach einer Zusammenarbeit als Superformy („Pop Will Save The World“), einer musikalischen Österreich-Rundfahrt mit dem „Nowhere Train“ sowie dem Soundtrack zu Barbara Eders Spielfilmdebüt „Inside America“ präsentierten sich die beiden als Love & Fist nun auch erstmals live. Im Konzerthaus erschien das vorab als nicht minder ambitioniert: Mit Chor, Bläsergruppe, Streichquartett und Gästen wie Stephan Stanzel, Frenk Lebel und Marilies Jagsch sollte dem atmosphärischen Werk Rechnung getragen werden.
Allerdings verging die Probenzeit etwas zu schnell. Tatsächlich wurde die Faust im Bandnamen erst über verpasste Einsätze und ähnliche Probleme erklärbar. Kubizek überspielte mit Humor und tröstete das Publikum gegen Ende mit dem schönen „Just Because“: „What a wonderful day / What a wonderful night / I feel like I’m dying / And it feels alright.“ Beim nächsten Mal wird alles besser.
(Wiener Zeitung, 27.10.2010)
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