Kruder und Dorfmeister spielten dem Burgtheater ihre Platten vor
Als Peter Kruder und Richard Dorfmeister in den frühen 90er Jahren einen Sound in die Welt setzten, der unter Mithilfe der Kräuter Jamaikas kaum uneffektiver einwirkte als Kifferkönig Bob Marley, konnte eines nicht geahnt werden: Was einst von einer gut eingerauchten Soiree im Wiener Flex zelebriert wurde, sollte mehr als eineinhalb Jahrzehnte und eine Weltkarriere später im Burgtheater erschallen. Im Sonntagsanzug spielten die DJs dort vor einem Publikum, das auf der nach oben offenen Schnöselskala die Höhen vermaß – und im Flex einst mit Hausverbot bedacht worden wäre, hätte es sich in die hiesigen Niederungen vorgewagt.
Immerhin strandete der von Kruder und Dorfmeister verbreitete Downtempo-Sound bald in der Cocktailstube. Davon mochten die Wiener finanziell profitieren, in Sachen Image erwiesen sich derlei Berührungspunkte aber als leicht problematisch. Was ein Wiederhören nun dringend empfahl: Schwamm drüber! Die Güte von Arbeiten wie "G-Stoned", auf dem die beiden ihre Welt definierten, und Mix-Compilations wie den "K & D Sessions" spricht letztlich für sich.
Kein Heldenplatz!
Eine Mischung aus verschleppten Percussions und Elektronik, aus Jazz, Hip-Hop und Dub eröffnete den Wienern eine Karriere mit Remix-Aufträgen für Madonna & Co. Nachdem sich das Duo zuletzt auf eigene Projekte konzentrierte, sichtete es nun seine gemeinsame Geschichte zum Auftakt der Reihe "Burg in Concert", mit der sich das ehrwürdige Haus künftig auffrischen will.
Das zweistündige Set, das Kruder und Dorfmeister von ihrer Schaltkanzel herab zu stilvollen Visuals Fritz Fitzkes synchronisierten, startete mit dem prototypischen "High Noon", das Elvis Presley den Mond anheulen ließ. Mit "Useless", einem Remix, der Depeche Mode das Grooven lehrte und dem Duo das Geldverdienen, folgte bald der vielleicht größte Hit. Die hohe Kunst des Übergangs wurde vom Publikum anfangs ignoriert und später höflich beklatscht – zum gemeinsamen Tanz durch die Burg kam es erst, als K & D mit Vierviertelbeats in Richtung Techno marschierten.
Zwei als Animateure fungierende MCs, die den Club-Einschlag des Abends als "all inclusive" interpretierten, sorgten bisweilen dafür, dass die der Musik unterstellte Nähe zum Trip-Hop tatsächlich Gestalt annahm. Weil die Visuals schließlich zur Tortenschlacht baten und eine gravierende Ähnlichkeit zwischen Richard Dorfmeister und Thomas Bernhard festgestellt wurde: Das war kein Heldenplatz! K & D wurden mehr als freundlich von der Bühne geklatscht.
(Wiener Zeitung, 4.2.2011)
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