Donnerstag, Januar 13, 2011

Alte Bekannte, blutjunger Nachwuchs

Radio FM4 feiert seinen 16. Geburtstag in der Wiener Arena.

Im Vorjahr gab es für FM4 Grund zur Sorge. Das neue ORF-Gesetz brachte schließlich Einschränkungen im Online-Betrieb mit sich und setzte dort vor allem im Bereich des Web 2.0 an.

Für das Jugendradio, das eine "Community" unterhielt, noch ehe diese Bezeichnung über die sich anbahnende Stellung des Internet als Leitmedium der jungen Leute ein erhebliches Mehr an Relevanz erfuhr, bedeutete dies etwa das Ende des Online-Chats und der "Notes", einer Art öffentlichen Pinnwand, sowie die Auflage, Foren nur mehr zu "sendungsbegleitenden Inhalten" anbieten zu dürfen. Der Sender, der sich schon früh bemühte, seine Homepage zur zentralen Diskussionsplattform zielgruppenrelevanter Themen zu formen, haderte nicht zu knapp mit seinem Schicksal.

Wenn es nächste Woche darum geht, den 16. Geburtstag des Senders zu feiern, wollen derlei Ärgernisse aber kurzzeitig vergessen sein. Und als wollte man heuer nachdrücklich auf die Pauke hauen, wird der traditionell auf dem Areal der Wiener Arena abgehaltenen Sause ein sattes Motto vorangestellt: "The Greatest Birthday Party On Earth".

Ob von einer solchen die Rede sein kann, darf aufgrund des durchwachsenen Programms vorsichtig bezweifelt werden. Neben alten Bekannten wie den Briten Chikinki oder deren Landsleuten The Go! Team, die einen in bester Feierlaune befindlichen Mix aus Hip-Hop-Beats, beschwingten Gitarren und dem Sound deines liebsten Blaxploitation-Films bieten, gibt sich ein Rattenschwanz blutjunger Indie-Bands die Ehre. Siehe dazu die aus Oberösterreich stammenden Jungmänner von Bilderbuch, das nordrhein-westfälische Quartett Beat! Beat! Beat!, das vom britischen NME als deutsche Antwort auf die Foals bezeichnet wurde, oder Fotos aus Hamburg, die nach Anfängen im Deutschrock nach britischem Vorbild (sic!) heute mit Shoegaze-Variationen in der harten Wirklichkeit angelangt sind.

Während die Crystal Fighters als Dancefloor-Hippies baskische Folklore mit elektronischen Musiken kurzzuschließen versuchen, bleiben als Höhepunkt Hercules and Love Affair übrig. Das Projekt des New Yorker Produzenten Andrew Butler galt mit seinem Debüt vor drei Jahren zu Recht als Crème de la Crème des Disco-Revival. In Wien darf man auf Material aus dem bald erscheinenden Zweitling "Blue Songs" hoffen. Das Rahmenprogramm wird übrigens von hauseigenen und befreundeten DJs bestritten. Happy Birthday!

22. Jänner, Arena Einlass: 18 Uhr

(Wiener Zeitung, 14.1.2011)

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