Mittwoch, Mai 25, 2011

Schauer wie im Märchen, Grusel wie im Wald

Esben and the Witch im Wiener B72

Warum sich Esben and the Witch nach dem blutrünstigen Märchen gleichen Namens benannten, sollte mit dem Musikvideo zu ihrer Single "Marching Song" erklärt sein. Das aus Brighton stammende Trio um Sängerin Rachel Davies und ihre sowohl an Keyboards als auch an den Gitarren arbeitenden Kollegen Thomas Fisher und Daniel Copeman ist mit seinem "Nightmare-Pop" auf der Schattenseite des Lebens beheimatet.

Es seziert, beeinflusst von den gothischen Kulturuntrieben der 80er Jahre, neben dem Düster-Romantischen vor allem das Unheimliche. In besagtem Video versehen die Bandmitglieder zunächst leicht verwundet, später übel zugerichtet ihren Dienst. Das lädt bezüglich "zitter" und "grusel" zum Wegschauen ein.

Das Leben ist kein Hit

Die mit Hall unterlegte Klagestimme der Sängerin klingt, als würde die Band für den Soundtrack zu einschlägigen Genrefilmen Fieberträume vertonen. Tiefe Bässe erschallen zu Walls of Sound, die von den Gitarren hochgezogen und in Richtung einer atmosphärischen Musik für Menschen gebogen wird, die im Leben freiwillig auf Spaß verzichten.

Zum Konsum des heuer erschienenen Debüt-Albums "Violet Cries", das sich zunächst einmal sträubt und sperrt, entflammt die an der Welt leidende Zielgruppe ein Räucherstäbchen. Sie entdeckt dabei, dass das Leben kein Hit ist, den Esben and the Witch aber ohnehin nicht zu schreiben gedenken. Immerhin aber sind mit "Marching Song", "Chorea" und "Warpath", das an die Londoner Pop-Reduktionisten The xx denken lässt, drei Nummern abgefallen, die man eventuell auch im nächsten Jahr noch aus dem Stand memorieren kann.

Wie man hört, führt dieser Entwurf zu eher schwierigen Konzerten. Für kommenden Freitag im B72 herrscht daher: Vorfreude, als Grusel empfunden.

(Wiener Zeitung, 26.5.2011)

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