„Das gehört
nicht hierher“: Das neue Programm von Hosea Ratschiller.
Vom Kirchengeläut
geht es direkt über zur ersten Elvis-Imitation: Das neue Soloprogramm von Hosea
Ratschiller spielt auf der Beerdigung seines Großvaters, der als Tschurtschacher
Regionalausgabe des King mindestens ortsbekannt war. Dem Programmtitel folgend („Das gehört nicht hierher“), bietet die Grabrede des Enkels viel Spielraum,
um inhaltlich abzuschweifen.
Die
Trauergemeinde erfährt also nicht nur, dass der Opa ein feiner Kerl, ein
Unterstützer und Ermutiger war – sondern auch, dass es in der Restfamilie
durchaus Problemfälle gibt. Vor allem auch die vom sicheren Posten in die
Frühpension und dann weiter zur schamanischen Selbstfindung gondelnde Elterngeneration kriegt dabei ihr
Fett ab, während Ratschiller mit seinem auf Kosten der schnellen Wuchtel
gespielten Reflexionswitz später auch noch das Versagen des Kapitalismus, der
Medien oder der Sozialdemokratie abhandelt.
Krisen-Liebe
Die
autobiografischen Erfahrungen des jungen Mannes mit Polizeigewalt am G8-Gipfel
in Genua und sein Zorn über Neoliberalismus und die Verderbtheit des Systems
münden dabei zwar auch in eine Art Wutbürgerrede – anders als bei Roland
Düringers diesbezüglicher Unternehmung in „Dorfers Donnerstalk“ wird diese aber
gleich im Anschluss gebrochen. Ein Umstand, der im Handlungsverlauf freilich
wieder einmal etwas mit der Liebe zu tun hat.
Diese hilft
Ratschillers pünktlich zum 30. Geburtstag in der Realität gestrandetem Bühnen-Ich
womöglich doch noch aus einer persönlichen Krise. Nicht nur trotz eines
Anmach-Schmähs aus der Feder des Großvaters bleibt am Ende des Abends stehen:
Aufgeben gilt nicht. „Let’s rock, everybody, let’s rock!“
(Wiener Zeitung, 16.12.2011)

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