Donnerstag, Dezember 15, 2011

Ein Lokal-King sagt Servus, Adieu und „Let’s rock!“

„Das gehört nicht hierher“: Das neue Programm von Hosea Ratschiller.

Vom Kirchengeläut geht es direkt über zur ersten Elvis-Imitation: Das neue Soloprogramm von Hosea Ratschiller spielt auf der Beerdigung seines Großvaters, der als Tschurtschacher Regionalausgabe des King mindestens ortsbekannt war. Dem Programmtitel folgend („Das gehört nicht hierher“), bietet die Grabrede des Enkels viel Spielraum, um inhaltlich abzuschweifen.

Die Trauergemeinde erfährt also nicht nur, dass der Opa ein feiner Kerl, ein Unterstützer und Ermutiger war – sondern auch, dass es in der Restfamilie durchaus Problemfälle gibt. Vor allem auch die vom sicheren Posten in die Frühpension und dann weiter zur schamanischen Selbstfindung  gondelnde Elterngeneration kriegt dabei ihr Fett ab, während Ratschiller mit seinem auf Kosten der schnellen Wuchtel gespielten Reflexionswitz später auch noch das Versagen des Kapitalismus, der Medien oder der Sozialdemokratie abhandelt.

Krisen-Liebe

Die autobiografischen Erfahrungen des jungen Mannes mit Polizeigewalt am G8-Gipfel in Genua und sein Zorn über Neoliberalismus und die Verderbtheit des Systems münden dabei zwar auch in eine Art Wutbürgerrede – anders als bei Roland Düringers diesbezüglicher Unternehmung in „Dorfers Donnerstalk“ wird diese aber gleich im Anschluss gebrochen. Ein Umstand, der im Handlungsverlauf freilich wieder einmal etwas mit der Liebe zu tun hat.

Diese hilft Ratschillers pünktlich zum 30. Geburtstag in der Realität gestrandetem Bühnen-Ich womöglich doch noch aus einer persönlichen Krise. Nicht nur trotz eines Anmach-Schmähs aus der Feder des Großvaters bleibt am Ende des Abends stehen: Aufgeben gilt nicht. „Let’s rock, everybody, let’s rock!“   


(Wiener Zeitung, 16.12.2011)

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