Zum Auftakt seiner ORF-Show "Blockstars" ging Sido auf Hausbesuch.
„Drogen,
Gewalt, keine Perspektive: Dem will einer ein Ende setzen“ – zum Auftakt der
ORF-Sendung „Blockstars“ deutete Sido das Helfersyndrom in Richtung Errettungspsychose.
„Irgendjemand muss dir helfen. Und ich glaube, wenn ich das nicht bin, wer wird
dir helfen??“
Im
Gegensatz zu gängigen Auswahlverfahren suchte der heute als „erfolgreicher
Geschäftsmann und Entertainer“ gefeierte einstige „Skandalrapper“ für den sechswöchigen
Aufenthalt in der Hip-Hop-WG, die eine Band und möglichst mehr als ein gemeinsames
Album zeitigen soll, nicht nach Kandidaten mit dem meisten Erfolg in der
kürzesten Vita. Sido
hielt Ausschau nach jungen Menschen, denen inmitten der „Problemmilieus“ zwischen Wien Favoriten und Linz, der „Hochburg
der Hip-Hop-Musik“, jedwede Aussicht fehlt.
Bei
seinen Hausbesuchen parlierte Sido durchaus charmant mit den Kandidaten,
während die mit Schwarzweißbildern und auf Drama gestimmter Musikuntermalung
inszenierte Lebensgeschichte – Heim, Gewalt, Drogen – einen auf RTL II machte.
Obwohl Hannes Eder sich
bei Sidos zwecks eines möglichen Plattenvertrages absolviertem
Vorstellungstermin im Hause Universal versichern wollte, dass die Unternehmung
nicht zynisch wird (Sido: „Niemand wird lächerlich gemacht“), musste für die
Show eines ausgespart werden: In Österreich lebt kaum jemand von Hip-Hop. Dass
die Teilnehmer mit der Stretchlimo aus den „Problemmilieus“ abgeholt wurden, war demnach nicht nur zynisch,
sondern vor allem dumm.
(Wiener Zeitung, 17./18.12.2011)

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