Zu den Freuden der feiertags arbeitenden Bevölkerung
gehört eine Gewissheit, die Roy Black einmal so besang: „Du bist nicht allein!“
Was wäre zum Beispiel die TV- und Unterhaltungsbranche oder die Welt des
Leitungssports ohne Menschen, die auch dann tätig sind, wenn andere gerade am
Friedhof stehen und trauern, die Weihnachtsgans tranchieren oder Silvester
verdauen? Ein Blick auf das Donnerstagsprogramm des ORF sprach diesbezüglich Klartext
– und vereinte die Zünfte unterschiedlichster Art.
So mussten sich die ÖSV-Herren in Beaver Creek nicht
nur schnellstmöglich talwärts schlängeln – worin der vergleichsweise angenehme
Teil ihrer Job Description bestand –, sondern
beim Zielraum-Interview auch noch sinnlose Fragen beantworten. Ein Kraftakt,
der nur von Rudolf Buchbinders Darbietung des vierten und fünften
Klavierkonzertes Ludwig van Beethovens zu überbieten gewesen wäre, hätte man
diese nicht schon im Mai voraufgezeichnet. Der Volkskultur wiederum oblag es, betont
gemächlich ans Werk zu schreiten.
So durfte Moderator
Philipp Meikl bei seinem Adventfrühschoppen aus Bad Ischl schon vormittags Bier
trinken, um am Stammtisch besser Schmähführen zu können – ein zweifelhaftes
Vergnügen für alle Zuseher, die ihren 70. Geburtstag noch vor sich haben. Einen
Vorteil aber hatte die Sendung. Ohne sie wäre man nie auf jene vier
Gamsbartträger gestoßen, die auf den vielleicht besten Künstlernamen aller
Zeiten hören: die Hollerschnapszuzler. Seltsam? Aber so steht es geschrieben …
(Wiener Zeitung, 10./11.12.2011)

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