Light
Asylum und ihr selbstbetiteltes Debütalbum
Mit
Gastauftritten bei Bands wie etwa Telepathe, TV On The Radio oder !!! brachte
Shannon Funchess ihre ausdrucksstarke Stimme als Leihgabe schon mehrmals zu
Gehör. Wie die Sängerin bei einer ersten Vorstellungsrunde ihres eigenen und
gemeinsam mit Bruno Coviello an den Tasten betriebenen Projekts Light Asylum
gerade erst am Donaufestival unter Beweis stellen sollte, weiß sie aber auch
mit einer an den Furor von Grace Jones gemahnenden Bühnenpräsenz in ihren Bann
zu ziehen. Kurz: Diese Frau hat mehr Eier als 20 kanadische Singer/Songwriter
zusammen – und sie weiß es.
Mit
ihrem nun vorliegenden, selbstbetitelten Debütalbum (Universal Music) postieren
sich Light Asylum an der Speerspitze einer Retrobewegung, die zeitgenössische
Einflüsse, frei nach Karl Valentin, nicht einmal ignoriert. Wir hören Synthie-Pop
mit düsterromantischem Grundton und einem Hang zu Gothic-Harmonien, der die Maschinenbeats
hektisch pluckern und die Bässe holpern und pumpen lässt. Aggressive, dem Erbe
des Post-Punk- oder Industrial-Genres geschuldete Stücke stehen neben
Erinnerungen an die Naive Kunst der New Romantics und ihre lieblichen Melodeien.
„Angel Tongue“ arbeitet sich an der Ästhetik der Elektro-Gründerväter Kraftwerk
ab, während die grundsätzlich reduzierte Produktion Mut zur Lücke beweist. Daneben
geraten stets auf den großen Popmoment schielende Songs wie „Hour Fortress“ oder
das auf Donnerwetter gepolte „Shallow Tears“ zu heimlichen Welthits: Hymnen
unter den Schatten der Discokugel.
Die
kalt-dunkle bis standesgemäß trist-traurige Grundstimmung des Albums wird von
Songtiteln wie „Heart Of Dust“ bereits vorweggenommen, ehe „End Of Days“ Yazoo,
die jungen Depeche Mode oder The Human League zur Party in die Nebel der
Zwischenwelt lädt: ein großer Spaß für alle Genrefans!
Light
Asylum: Light Asylum (Universal)
(Wiener Zeitung, 11.5.2012)

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