"Walulis sieht fern" - jetzt auch auf EinsPlus.
TV-Kritik
mit den Mitteln des in punkto Selbstreflexion traditionell überlebensmüden
Fernsehens gilt gemeinhin als Mangelware – als Lichtblick wird aktuell Philipp
Walulis gehandelt, dessen medienkritisches Format „Walulis sieht fern“ vom
deutschen Kleinsender Tele 5 aus heuer den Grimme-Preis für sich entscheiden
konnte. Damit war der zunächst als Randnotiz ausgestrahlten Sendung plötzlich auch
das Interesse der alten Mutter ARD gewiss, die den 1980 im oberbayerischen
Starnberg geborenen Moderator für ihren jungen Ableger EinsPlus engagierte. Seit
Mittwoch ist die Sendung dort und auch gleich zur Primetime zu sehen.
„Walulis
sieht fern“ mag gewisse Unterschiede im deutsch-österreichischen
Humorverständnis untermauern, in der Mischung aus analytischem Blick, Beurteilung
und Satire allerdings wurde ein solides Instrumentarium gefunden, um das
Prädikat „wertvoll“ in die TV-Unterhaltung zurückzuholen. Unter besonderer
Berücksichtigung der an Morbus Dokusoap erkrankten Fernsehlandschaft wurde
entlang der Bruchlinie Fake/Real etwa Nachhilfe in Sachen „Scripted Reality“ geleistet.
Die Parodien wiederum holten Formate wie „Bauer sucht Frau“ oder auch den
„Tatort“ mit den sie selbst thematisierenden Drehbüchern hübsch auf die
Meta-Ebene.
Nach der Ausstrahlung
ist „Walulis sieht fern“ übrigens auch auf dem Youtube-Kanal von EinsPlus zu
sehen. Der Vorteil: Die Satire kommt dann aus dem Netz. Kritik 2.0 statt reiner
Eigenzunftschelte.
(Wiener Zeitung, 11.5.2012)

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