Mit
Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan haben die Soulsavers eine neue Gaststimme
gefunden: „The Light The Dead See“ vertont Erlösungssehnsucht mit Gospelchören
Als
Nachfolger von Mark Lanegan als Gaststimme bei den Soulsavers und solchermaßen
für ein schweres Erbe qualifizieren Dave Gahan vor allem zwei Dinge: Zum einen
blickt der besser als Sänger der britischen Pop-Institution Depeche Mode und
seit 2003 auch als Solokünstler bekannte Wahl-New-Yorker ebenso wie Lanegan auf
eine bewegte (Drogen-)Karriere zurück, die ihm heute, gereift und geläutert, jene
biografische Kredibilität verleiht, nach der die um Abwege und Irrgänge
kreisenden Songs der Soulsavers schon immer verlangen.
Zum anderen fand Gahans künstlerische Profilschärfung mit dem Album „Songs Of Faith And Devotion“ im Jahr 1993 statt, als Mastermind Martin Gore auf ein Mehr an Blues und Soul setzte, um Gahans seinerzeitiges Dilemma mit standesgemäßen Texten auf den Punkt zu bringen: Verbotene Früchte, Schuld, Sünde sowie der Wunsch nach Erlösung standen auf der Agenda.
Zum anderen fand Gahans künstlerische Profilschärfung mit dem Album „Songs Of Faith And Devotion“ im Jahr 1993 statt, als Mastermind Martin Gore auf ein Mehr an Blues und Soul setzte, um Gahans seinerzeitiges Dilemma mit standesgemäßen Texten auf den Punkt zu bringen: Verbotene Früchte, Schuld, Sünde sowie der Wunsch nach Erlösung standen auf der Agenda.
Tournee-Bekanntschaft
Mit
den Soulsavers und ihrem musikalischen Kopf Rich Machin machte Gahan 2009
Bekanntschaft, als Depeche Mode das britische Produzentenduo als Vorband für
ihre Europatour einluden (und gemeinsam mit Mark Lanegan auch in die Wiener
Stadthalle brachten). Nachdem die auch von der Entdeckung eines Tumors in
Gahans Blase überschattete Konzertreise beendet war, hielt man weiter Kontakt –
bis die bereits anvisierte Kooperation ohne Masterplan eingeläutet wurde und
Gahan begann, für Machins erste, noch spartanische Demos Texte zu
schreiben.
Während die Soulsavers auf ihren zentralen Alben „It’s Not How Far You Fall, It’s The Way You Land“ aus 2007 und dem zwei Jahre später nachgeschobenen „Broken“, neben Mark Lanegan auch noch große Namen wie Will Oldham, Mike Patton, Richard Hawley oder Jason Pierce (Spiritualized) ins Studio baten, trägt Gahan das nun vorliegende „The Light The Dead Sea“ im Alleingang – einmal abgesehen von „In The Morning“, bei dem Lanegan seine Grubenstimme aus dem Hintergrund erhebt und auch gleich für einen Höhepunkt dieser vierten Soulsavers-Scheibe sorgt.
Während die Soulsavers auf ihren zentralen Alben „It’s Not How Far You Fall, It’s The Way You Land“ aus 2007 und dem zwei Jahre später nachgeschobenen „Broken“, neben Mark Lanegan auch noch große Namen wie Will Oldham, Mike Patton, Richard Hawley oder Jason Pierce (Spiritualized) ins Studio baten, trägt Gahan das nun vorliegende „The Light The Dead Sea“ im Alleingang – einmal abgesehen von „In The Morning“, bei dem Lanegan seine Grubenstimme aus dem Hintergrund erhebt und auch gleich für einen Höhepunkt dieser vierten Soulsavers-Scheibe sorgt.
Im
Gegensatz zu Lanegans bevorzugt stoisch verwendeter Stimme zieht Gahan
sämtliche Register, um ebenso still gen Himmel zu flehen wie laut
aufzubegehren, womit der frisch gebackene 50-Jährige mit dem charismatischen
Timbre auch alles richtig macht. Als Schreiber hingegen noch dienstjung, setzt
Gahan zu oft aber auf den offensichtlichen Reim und hinlänglich überstrapazierte
Bilder. Tatsächlich muss man über Textzeilen wie „There’s no confusion / only black / No questions left to ask like / am
I coming back?“ erst einmal hinweghören.
Homogen und analog
Hinter
den Texten versteckt sich die glatteste und homogenste Arbeit der Soulsavers
bisher, die die elektronischen Ursprünge des Duos im Trip-Hop-affinen Downtempo-Fach
nicht mehr erkennen lässt. Ausschließlich analog aufgenommen und mit „echten“
Instrumenten eingespielt, geht es auch über die Streicher von Daniel Luppi und
dessen zuletzt gemeinsam mit Danger Mouse, Jack White und Norah Jones
kultivierte Vorliebe für Spaghetti-Western bald hin zum Protosound eines Ennio
Morricone: Die epische Fanfare kommt zum Auftakt folgerichtig mit Mundharmonika,
Pauken und Klavier daher, ehe später auch noch Fender Rhodes, Orgel und
klassische Soul- und Gospelchöre das Klangbild bestimmen.
Am
überzeugendsten sind die Ergebnisse dort, wo – wie bei der Singleauskopplung „Longest
Day“, dem angesprochenen „In The Morning“ oder dem zum Abschluss gegebenen „Tonight“
–, sanfte Southern-Rock-Gitarren und Gruppengesänge im mittleren Tempobereich
zum Kirchgang bitten. Eine besondere Portion Soulfulness wird mit „Tack Me Back
Home“ verabreicht, während „Gone Too Far“ mit seinem verschleppten Beat
schließlich zur bitteren Anklage gerät und „Bitterman“ langsame
Mariachi-Trompeten ins Spiel bringt.
Danach
stellt sich natürlich die Frage, wie Gahans wiederentdeckte Liebe für das
Bodenständige mit Martin Gores jüngsten Technostudien zusammengehen soll: Das
derzeit in Entstehung befindliche neue Album von Depeche Mode wird es 2013
erklären.
Soulsavers:
The Light The Dead See (Universal)
(Wiener Zeitung, 19./20.5.2012)

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