„Blind
– oder nie mehr Sex?“ ist das neue „Frucade oder Eierlikör?“ – und auch sonst
lehnte sich „Demokratie – Die Show“ eher bei Hermes Phettberg, Christoph
Schlingensief oder „Willkommen Österreich“ vor seiner Neukonzeptionierung als Late-Night-Show
an. Über die Bühnenerfahrung von Michael Ostrowski und Pia Hierzegger, die das
Format auch in seiner Fernsehversion sanft theatrofizierten, ging es in der
zweiten und vorerst letzten für Puls 4 aufgezeichneten Ausgabe mit dem Thema „Wer
spart, verliert“ mit Hang zum Trash-Element aber bald um die ernsten Dinge. Stichwort:
Griechische Tragödie und Troika, Rettungsschirm und Rezession. Über die Schwere
der Zeit wird rückblickend einmal auch die unterhaltende Zunft Auskunft geben,
sofern man nicht bei Mario Barth nachschaut.
Michael
Ostrowski wirkte in seiner Rolle als Kunstfigur Michael Ostrowski vom selbsternannten
„Investment-Punk“ Gerald Hörhan sanft irritiert, ehe Stephan Schulmeister mit
einer Analyse der „Kernenergie des Kapitalismus“ „alles aufklären“ durfte und
ein „Echt-Torten-Diagramm“ über die Lebensverhältnisse des Saalpublikums
informierte.
Die
Politik selbst wurde nur am Moltofon ins Studio vorgelassen (Ostrowski zu
Werner Kogler von den Grünen: „Wos geht, außer Flipchart schreiben, bei
eich?“), die kollektiv-zähneknirschende Entscheidung für „Nie mehr Sex“ unterstrich
den Realitätszwang unserer Tage. Den Machern folgender Rat (und die Bitte):
Occupy Fernsehen!
(Wiener Zeitung, 19./20.5.2012)

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