Mittwoch, September 26, 2007

Kein Weicheierlikör: Mansons "Mansinthe"

Spätestens um 1923 war Absinth in den meisten westlichen Staaten verboten: Die das Nervengift Thujon enthaltende Wermutspirituose war in den Verdacht gekommen, ihre Konsumenten in den Wahnsinn zu treiben. Seit 1998 ist das Getränk innerhalb der EU wieder erlaubt. Heute vertreibt der US-amerikanische Musiker Marilyn Manson seine eigene Marke: Mit teuflisch konnotierten 66,6 Volumsprozenten Alkohol definitiv kein Weicheierlikör! Ein Mitarbeiter der "Wiener Zeitung" goss sich ein – unter Einsatz seines Lebens, zumindest aber seiner Leber. Ein (fingierter) Produkttest.

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Soeben die Flasche geöffnet, der alsbald ein Geist in Gestalt Roy Blacks entfuhr. Der betrunkene Schlagerstar stimmt gerade seinen Hit "Du Bist Nicht Allein" an, um mir Trost zu spenden – danke, aber das ist nicht komisch! Der Test kann beginnen.

Glas 1: Toller Körper, langer Abgang. Es brennt im Höllenschlund! Leichter Schwindel stellt sich ein. Meine Ferse juckt satanisch, aber hey: Nachschenken statt nachdenken!

Glas 2: Erste bedenkliche Reaktionen auf "Mansinthe": Ich empfinde starkes Verlangen, mich mit Peter Westenthaler anzufreunden. Ich lese "Österreich" (freiwillig!) und schaue "Die Lugners" (ebenso): "Mörtel", Roberto Blanco und Jürgen Drews erscheinen zeitgleich auf dem Bildschirm. Ist das noch Realität oder doch schon Wahnsinn? So viel ist sicher: Ich habe die Hölle gesehen . . .

Glas 3: Hunger, aber nichts zum Essen im Kühlschrank. Was macht die fremde Katze in meinem Garten? Und wie soll ich sie zubereiten?

Glas 4: Meine Gestalt nähert sich jener Mansons an. Ich bin kreidebleich und aus meinem Kopf ragen Mickey-Mouse-Ohren. Das ist gut, das muss man verewigen. Hallo, Helnwein! Helnwein? Der ist auch nie da, wenn man ihn braucht . . .

Glas 5: Beim Tischerücken in Kontakt mit Aleister Crowley und GG Allin getreten, um gemeinsame Projekte zu vereinbaren. Darunter ein Cover-Album zu Ehren des walisischen Industrial-Projekts Lustmord und ein Weltrekordversuch im Dauersingen von "Hells Bells". Ich bin des Teufels!

Glas 6: Gedächtnisverlust! Womit habe ich die letzte Stunde verbracht? Wieso miaut es hier, wenn ich gar keine Katze habe? Kommt es aus meinem Magen? Was habe ich getan?

Glas 7: Wie sagt der Russe? "Rien ne va plus." Schwach wie Flasche leer. K-O-M-A! Ob die Zeitung dafür aufkommt, wenn ich mir jetzt den Magen auspumpen lasse?!?

Informationen und Bestellung: http://www.mansinthe.de

(Wiener Zeitung, 27.9.2007)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

spitze, bei dir kann man ja echt was lernen!

bussi,
jojo