Donnerstag, April 03, 2008

Disco mit Mehrwert

Hecules And Love Affair - Hercules And Love Affair (DFA/EMI)

Wenn es 2008 darum gehen soll, den Disco-Sound der 70er Jahre zu revitalisieren, ist Skepsis angebracht. Stichwort: Haben wir denn gar nichts gelernt? Und: Sind wir nicht alle ein bisschen bluna ? Der 29-jährige, aus Denver gebürtige und heute in New York arbeitende DJ und Produzent Andrew Butler macht auf dem selbstbetitelten Debütalbum seines Projekts Hercules And Love Affair dann aber alles richtig. Mit darauf hochgehaltenem, ewig rotierendem Wummer-Bass, funky Trompetensoli, Streichereinsatz und Kuhglockengeläute mag sich das zwar tatsächlich als Ehrerweisung an die Generation Glockenhose verstehen. Nebenbei schlenkert Butler aber auch in Richtung House und errichtet atmosphärisch dichte sowie im Hier und Heute verortete Songs, wie das auf einer behutsam getupften Synthie-Spur erbaute "Easy".

Der britische Edelcrooner Antony Hegarty ("Antony And The Johnsons") gibt uns als Gastsänger auf fünf Liedern mit seiner zwischen sexueller Überreiztheit und dem Sound of Schmacht changierenden Götterstimme den Rest – und das im positiven Sinne! Zweifelsohne eine der stimmigsten Arbeiten des laufenden Jahres.

(Wiener Zeitung, 29./30./31.3.2008)

Keine Kommentare: