Dass nicht weniger, sondern nur mehr auch wirklich mehr ist, weiß eine Band aus Texas: …And You Will Know Us By The Trail Of Dead um Jason Reece und Conrad Keely spielen auf mittlerweile sechs Alben epischen Breitwand-Rock mit Hang zu konzeptionellem Irrsinn und großer Geste.
Der Zugang zur Musik mag dabei ähnlich verkopft sein wie jener der latent artverwandten Kollegen von The Mars Volta. Das hört man dem kurz als TOD zu bezeichnenden Sextett aufgrund seiner Vorliebe für hymnische Melodiebögen allerdings nur selten an. Tatsächlich kann man mehr als nur zwei, drei Songs aus dem Gedächtnis heraus vor sich hersummen.
Live verzichten unsere Helden am Donnerstag im proppenvollen Wiener WUK auf elaborierte Studio-Arrangements zwischen Symphonieorchester und Chorgesängen auf den Spuren von Carl Orff, um einen Kreuzzug gegen die Region um Hammer, Amboss und Steigbügel durchzuführen. Krawall und Remmidemmi!
Sie setzen mit den Instrumentalminiaturen „Invocation“ und „Giants Causeway“ zum Sturm an und brettern im Anschluss mit „Far Pavilions“ aus dem aktuellen, live nur in homöopathischen Dosen verabreichten Album „The Century Of Self“ ungebremst gegen Wände, die sie bevorzugt selbst aufziehen: Wir hören dröhnende Walls Of Sounds, die Keely, Reece und Kevin Allen an den elektrischen Sechssaitern sowie Danny Wood am Bass mit Nachdruck ins Auditorium wuchten. Dazu lässt es die Band mit sage und schreibe zwei Drum-Sets auch im Rhythmussektor mächtig scheppern. Kurz: Kleckern klingt anders. Hier wird geklotzt und verschwendet, hier wird mit Einfällen und den Mitteln, diese umzusetzen, betont schlecht gewirtschaftet.
Einer im Konzertverlauf zunehmend gleichförmigen Lärmmasse entnehmen wir neben dem aus der mythologischen Ursuppe schöpfenden „Isis Unveiled“ auch älteres Material wie „Homage“, „It Was There That I Saw You“ oder „Caterwaul“. Melancholischer lässt sich etwa „Relative Ways“ an, ehe die „Bells Of Creation“ ihre Entsprechung etwas später im Ohrensausen finden. Rock 'n' Roll!
(Wiener Zeitung 9./10.5.2009)
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