Wie es klingt, wenn man zu seinen Wurzeln im Dresch-, pardon, Thrash-Metal zurückkehrt, erklärt Metallica, die alte Tante aus dem harten Fach, am Donnerstag in der ausverkauften Wiener Stadthalle über einen Klassiker des österreichischen Lyrikers Ernst Jandl in etwa so: Schtzngrmm, schtzngrmm, t-t-t-t, t-t-t-t, grmmmm!
Vom ersten Moment an – der lässt sich nach Ennio Morricones "The Ecstasy Of Gold" als traditionelles Intro vom Band im wuchtigen Siebenminüter "That Was Just Your Life" festmachen – legt Lars Ulrich mit präzise gedroschenen Rhythmen (s-c-h/tzngrmm, tzngrmm!) das Fundament, zu dem Gitarren und Bass mit heftigem Stakkatospiel wie Munition auf die Halle einhageln (t-t-t-t!). James Hetfield macht mit grantig grummelndem Sprechgesang (grmmmm!) böse Miene zum guten Spiel, ehe Kirk Hammett als Paganini an der Metal-Gitarre zu fingerbrecherischen Soli ansetzt, die die bärtigen Jungmänner im Publikum zu Hause auch gern nachspielen würden. Nur leider – schwierig!
Man hört es: Mit "Death Magnetic", dem aktuellen und heute auf einer in der Hallenmitte postierten Bühne live vorgestellten Album, das sich Metallica von Rick Rubin (Slayer, Johnny Cash, Shakira!) auf den Leib schneidern ließen, besinnt sich das Quartett wieder seiner Ursprünge. Nach Ausflügen in Richtung Hardrock, einer Kollaboration mit dem San Francisco Symphony Orchestra sowie der Comebackarbeit "St. Anger" aus 2003, auf der die Band mit einem Solo-Verbot für Kirk Hammett die strenge Regelkammer ihres Genres hinterging, sind nicht nur die Fans wieder zufrieden. Auch Metallica selbst scheinen Spaß am neuen, alten Sound zu haben, immerhin finden sich auf der Setlist gleich sechs aktuelle Songs.
Mit der Abrissbirne
Lieder wie "The End Of The Line" oder "All Nightmare Long" fallen nicht nur musikalisch mit der Abrissbirne ins Haus, sie künden als programmatische Ansagen auch von einer Welt ohne Hoffnung, von Albträumen ohne Erwachen. Und sie neigen als von Testosteronüberschuss geprägte Manifeste zu genuin männlicher Krisenbewältigung, die sich im inflationären Gebrauch von Wörtern wie "Sorrow", "Misery" oder "Suicide" veräußert. Nur "Broken Beat & Scarred" findet Trost in zweifelhaften Durchhalteparolen: "You rise, you fall, you’re down, then you rise again. What don’t kill you make you more strong." Und: "Show your scars!"
Als tatsächlich neues Element blitzen etwa zu "Cyanide" Funk-Riffs auf. Bei überwiegend schlechten Tonverhältnissen setzt es neben live zuletzt selten Gehörtem wie "Of Wolf And Man" oder "Jump In The Fire" auch eine brachiale Version von "Fight Fire With Fire" sowie gut abgehangene Hits von "One" über "Nothing Else Matters" bis hin zu "Enter Sandman" und "Seek & Destroy".
(Wiener Zeitung, 16./17.5.2009)
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