Mit ihrem 2004 erschienenen Debütalbum "Die Ganze Kraft Einer Kultur" steckte die deutsch-österreichische Zweimann-Unternehmung Mediengruppe Telekommander ihr Territorium ab: Hip-Hop sollte auf Elektronik treffen, Krawallgitarren auf Laptop-Beats, der Oberflächenglanz von Pop auf Punk-Inhalte. In hysterischem Sprechgesang widmeten sich Gerald Mandl und Florian Zwietnig den Feldern Medien-, Konsum- und Gesellschaftskritik, ohne dabei im Bierernst zu versinken. Schließlich versah das Duo seine nicht zuletzt aus dem Blödsprech der Werbebranche geschöpften Parolen mit ironischen Brüchen und reichlich Augenzwinkern, um den Diskurs auch solchermaßen wieder auf den Dancefloor zurück zu bringen.
Nach zwei Alben auf Daniel Millers renommiertem Mute-Label veröffentlichen die Wahl-Berliner ihren dritten Streich nun auf dem deutschen Kleinlabel Staatsakt. Dabei mögen die Texte von "Einer Muss In Führung Gehen" mitunter mehr Deutungsspielraum lassen, als man das von den Vorgängeralben in Erinnerung hat. Dazwischen aber geht es in gewohnter Manier um unsere sogenannte Ellbogengesellschaft, oder, wie in "Es Gibt Immer Was Zu Tun", um persönliche Krisenbewältigung, die – frei nach Peter Sloterdijk – vor allem in der Erkenntnis mündet: Du musst dein Leben ändern!
Ergänzt um ein echtes Schlagzeug, wird das Album von tanzbaren Beats und mächtigen Grooves durchzogen. Diesbezüglich seien vor allem die Clubrocker "Endlosrille" und "Notausgang" erwähnt. "L’Esprit Nouveau" bringt Funk samt Post-Punk-Bass, und beim Titelsong sowie dem beschleunigten Eineinhalbminüter "Fressnapf" wird die Stromgitarre unsanft ins Spiel gebracht. Mit bisweilen enervierenden Hooklines ("Über Alles", "Runterkommen") will es uns dieses Album zwar nicht einfach machen. Aber nach zwei, drei Hördurchgängen knallt es dann doch. Hoch die Daumen!
(Staatsakt/ Rough Trade)
(Wiener Zeitung, 28./29.8.2009)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen