Grand Archives gastieren im Wiener WUK.
Wien. Grand Archives stammen aus Seattle. Und sie veröffentlichen pflichtschuldig wie konsequent über das hiesige Label Sub Pop. Jene Unternehmung also, der heute das Adjektiv "legendär" beigestellt wird, weil sie als Brutstätte von Grunge einst entscheidend Einfluss auf die Rockgeschichte nahm. Bands wie Tad, Mudhoney oder Nirvana, selig, adelten die Stadt im Nordwesten der USA wie eben das dort ansässige Label zum Epizentrum einer neuen "Jugendbewegung". Die Folgen sind bekannt: schlechte Laune, grob kariertes Flanell, "Nevermind" und mehr als bloß eine gute Handvoll Alben mehr, die noch immer gültig sind.
Neben einer ganzen Reihe an hervorragenden Bands und Künstlern erscheinen heute auch Neo-Hippies wie Sam Beam alias Iron & Wine oder die mit Einflüssen aus den 60er und 70er Jahren kokettierenden Fleet Foxes auf dem Label. Dem losen ästhetischen Umfeld dieser beiden entsprangen 2006 auch Grand Archives um Mat Brooke, den man auch durch seine Arbeit mit der "Band Of Horses" kennen könnte. Das Quartett gefiel auf seinem Debütalbum ("The Grand Archives") mit überwiegend lebensbejahendem Liedgut im maximal mittleren Tempobe reich, dessen Folk-Breitseiten von beschwingten Bläsern, Banjo oder Mundharmonika nachdrücklich betont wurden.
Behübscht von Steel-Gitarren, Glockenspiel oder Saloon-Klavier, standen aber vor allem Gruppengesänge im Vordergrund – was mit ein Grund dafür ist, warum der Band bis heute eine Vorliebe für die Beach Boys unterstellt wird.
Auf ihrem zweiten Streich, dem im Herbst 2009 nachgeschobenen "Keep In Mind Frankenstein", nahm sich die Band hinsichtlich Tempo und Lautstärke dann aber noch einmal zurück. Wir hören satte Andachtsseufzer und sanft gezupfte Wander-Klampfen, veräußert in betulich-prätentiöser Hippie-Sanftmut, die nur einen Schluss zulässt: Wer in Schönheit stirbt, der stirbt – und wie! Eingedenk des ersten Albums könnte es dennoch ein guter Abend werden. Allerdings sollte man sich hüten – und rechtzeitig vorsorgen: Espresso empfohlen!
(Wiener Zeitung, 27.1.2010)
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1 Kommentar:
viel gelernt
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