Massive Attack: Heligoland

Mit "Heligoland" veröffentlichen Massive Attack ihr lang erwartetes fünftes Studioalbum.

Die etwas müde Vorab-Single "Splitting The Atom" ließ nichts Gutes für das lange erwartete, fünfte Studioalbum von Massive Attack erahnen. Allerdings präsentierten sich die TripHop-Veteranen aus Bristol bei ihrem Wien-Konzert im November 2009 mit neuem Material in Hoch- und Höchstform.

Der offizielle Nachfolger zu "100th Window", dem 2003 veröffentlichten Quasi-Soloalbum des Bandstrategen und künstlerischen Vordenkers Robert Del Naja, wird der solchermaßen zurückeroberten, hohen Erwartungshaltung nun auch gerecht. Dabei bringt die unter Mithilfe von Damon Albarn (Blur, Gorillaz . . .), DFA-Labelchef Tim Goldsworthy und mit zahlreichen Gastsängern wie Tunde Adebimpe (TV On The Radio), Guy Garvey (Elbow) oder Martina Topley-Bird entstandene Arbeit organische Klänge im großen Stil zurück in den Werkkatalog des Unternehmens.

Wir hören auch vom Jazz her kommende Percussions und Bläsersätze, echtes Schlagzeug, sanfte Klaviermotive, begräbnis-taugliche Streicher-Arrangements und – wichtig! – wärmende Bassspuren. Die selten wie bisher nie beigestellte Elektronik übt sich in nobelster Zurückhaltung. Horace Andy zittert und haucht sich durch das von sanfter Psychedelik bestimmte "Girl I Love You". Tunde Adebimpe singt mit "Pray For Rain" einen Schlüsselsong des Albums, der uns noch länger beschäftigen wird. Für den raren Popmoment auf "Heligoland" sorgt das von Damon Albarn gesungene "Saturday Come Slow". Dessen Antithese bildet "Flat Of The Blade", bei dem Massive Attack über längere Strecken kleinere Nebensächlichkeiten wie eine Melodie oder alles, was das Gehörte sonstwie zugänglich machen könnte, schlichtweg verweigern: "Schwierig" im besten Sinn!

Der minimalistische Ansatz von "Paradise Circus" zeitigt schließlich einen übergroßen Moment. Rührung, Begeisterung. Schon jetzt ein Album des Jahres! Massive Attack: Heligoland. (EMI)

(Wiener Zeitung, 13./14.2.2010)