Freitag, Juni 04, 2010

Übersetzungsproblematik

Späßchenkonto

Um Karl muss man sich vielleicht Sorgen machen. Nicht, dass der Mann gefühlskalt wäre. Doch verströmt seine Art, die Dinge beim Namen zu nennen, die Aura ewiger Härte. Seine Äußerungen sind der Death-Metal menschlicher Verbalkommunikation. Sie bringen sein Umfeld dazu, häufig den Blues zu haben.

Karl zu seiner Freundin, als diese den Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft äußerte: „Die werden wir haben. Du weißt doch, dass ich noch mit all meinen Exen rede.“ Für eine davon nach Madrid zu ziehen, schmetterte Karl vor vier Jahren ab: „Ich kann doch nicht weg aus Wien. Ich hab mir hier etwas aufgebaut. Ein Ikea-Bett, einen Tisch, einen Kasten. Und was ist dann mit der Einbauküche?“

Karl ist also ein hoffnungsloser Fall. Aber: Er meint es nicht so. „Es ist wie im Film“ - am Ende seien wir alle lost in translation.

(Wiener Zeitung, 4.6.2010)

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