Samstag, Juni 05, 2010

Bubentraum und Wirklichkeit

Them Crooked Vultures, Supergroup des harten Rock, kamen über die Wiener Arena.

Ist die Rede von Them Crooked Vultures, so ist die Rede von einer "Supergroup". Immerhin besteht das Trio aus Josh Homme, verehrt als Vorstand der Queens Of The Stone Age, Dave Grohl, ehemals am Schlagzeug bei Nirvana und heute Foo Fighter im Hauptberuf, sowie Bassist John Paul Jones, der mit Led Zeppelin Geschichte schrieb.

Initiiert von Grohl, für den die Zusammenarbeit mit Jones einen Bubentraum darstellt, der Wirklichkeit wurde, nahm die Band 2009 ihre Arbeit auf. Auf dem titellosen Debütalbum erwies sich harter Rock im Sinne der Queens Of The Stone Age, erweitert um reichlich Funk, verschwitzt, vertrackt und abwechselnd zackig oder verschlenzt im Vortrag, als lebendiges Monstrum. Das gefiel, auch ohne Überhit, und über die volle Distanz.

Mit dem solchermaßen entstandenen Material – Spielzeit: 65 Minuten – brachte es die Band am berstend vollen Open-Air-Areal der Wiener Arena nun auf ein Konzert von exakt zwei Stunden. Wie das geht, erklärte sie nach dem furiosen "No One Loves Me.. ." mit ihrem "Scumbag Blues": Jeder bekommt sein Solo, danach wird gejammt. Dabei schenkte die Band sich selbst und uns allen nichts.

Das erntete in bester Jazz-Tradition Zwischenapplaus: Jeder in dieser Band ist ein Juwel, das glänzen will. So geriet das Konzert teilweise länglich, erwies sich als fordernd und ließ Einwände hinsichtlich Dinosaurier-Rock nicht unberechtigt erscheinen. Allerdings blieb das live um Alain Johannes an der Gitarre erweiterte Trio dabei die Macht: Grohl, ein Ur-Viech als Haudraufwienix, gab das Tempo vor, zu dem die Restband schweres Geschütz auffuhr. Präzise auf den Punkt kamen "Caligulove" oder das funky "Gunman", während psychedelische Soundschlieren durch "Warsaw.. ." zogen und "You Can’t Possibly Begin To Imagine" mit bluesiger Soulfulness punktete.

Dazwischen wurde ein Fuhrpark an Gitarren bespielt, John Paul Jones steuerte Klavier, Keyboards und Bratsche bei. "I know how to burn with passion", sang Homme – der Abend demonstrierte es.

(Wiener Zeitung, 5./6.6.2010)

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