Dienstag, Juni 01, 2010

Vertrackte Beats und Hüttengaudi

Als Festival für elektronische Tanzmusik hat sich das Urban Art Forms schon längst einen Namen gemacht. Die seit dem Jahr 2005 ausgetragene Veranstaltungsreihe gilt solchermaßen als Pendant zu den großen Sommerfestivals Nova Rock und Frequency, die sich entweder auf härtere Gitarrenklänge spezialisierten oder jährlich ein gemischtes Programm bieten, das zumeist der Neigungsgruppe "Song" entspringt.

Abgehalten auf dem wahrscheinlich schönsten und sympathischsten Festivalgelände des Landes, inmitten der Hügellandschaft im burgenländischen Wiesen, konnte man dort im Vorjahr etwa Kraftwerk erleben – eine Band, deren Pionierarbeit bekanntlich bis heute nachwirkt und auf die sich Generationen nachrückender Laptop-Bastler noch immer berufen. Es ist das ewig gleiche Spiel: Wer zitiert nicht gerne aus Klassikern wie "Trans Europa Express", "Mensch-Maschine" oder "Die Roboter"?

Ein solches Zugpferd bietet das Line-up heuer nicht. Egal, das auf DJ-Auftritte mit angeschlossener Visuals-Kunst sowie auch auf Live-Konzerte fokussierte Festival bringt ab Donnerstag ein buntes Gesamtpaket. Neben Dauergästen wie Adam Freeland oder den natürlich immer unterhaltsamen Frickelmeistern Boys Noize oder Digitalism gastiert der geschätzte Technoproduzent Carl Craig aus Detroit. Vor allem aber darf Buraka Som Sistema entgegengefiebert werden, die etwa die afrikanische Kuduro-Musik mit Technobeats und bisweilen nicht schlecht auf die Nerven gehenden Sounds zu schwerer wie schwer tanzbarer Kost auffrisieren.

Für Sprengstoff sorgt hingegen der Auftritt von David Guetta. Man muss sich den Mann als Hansi Hinterseer der DJ-Szene vorstellen. Im Vorjahr feierte der Franzose zur Planai-Eröffnung in Schladming mit 13.000 Après-Skilern gemeinsam Hüttengaudi. Schnell hat sich also die Facebook-Gruppe "Wir sind gegen David Guetta am Urban Art Forms" formiert – und es bisher auf knapp 1200 Mitglieder gebracht. Sehr wahrscheinlich ohne Wirkung, weshalb für einen Teil der Soiree vor allem eines gilt: Ohren zu und durch!

(Wiener Zeitung, 2.6.2010)

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