Über Theo Hutchcraft und Adam Anderson alias Hurts darf man sich zunächst aus zwei Gründen wundern: Zum einen hätte man nicht gedacht, dass sich Jungmusiker anno 2010 ausgerechnet auf den 80er-Jahre-Pop von Spandau Ballet oder Tears For Fears berufen würden. Zum anderen will man der Band ihre Herkunft aus Manchester so gar nicht anhören: Während die als unwirtlich verrufene Industriestadt vor allem an Tony Wilsons verdientes Factory-Label (Joy Division! Happy Mondays!) oder auch die rüpelnden Gallagher-Brüder denken lässt, wird man Hurts vermutlich bei den Wave-Gothic-Partys im Großraum Leipzig wiederbegegnen.
Schließlich unterstrichen bereits die ersten, vorab im Internet veröffentlichten und von fleißigen Bloggern rasch weiterverbreiteten Songs, dass das mit Little Boots oder La Roux bislang vor allem von Frauen getragene Synthie-Pop-Revival hier nicht bloß fortgeführt wird. Mit Liedern wie "Wonderful Life" und "Blood, Tears & Gold" wurde die Band als "neues, großes Ding" gefeiert, an dessen Albumdebüt man nun so leicht nicht vorbeikommt. Das für seine brav gescheitelte Erscheinung auch von der Modewelt geherzte Duo liefert dabei ein Hochglanzprodukt, dem man durchaus parodistische Qualitäten zugestehen mag. Alleine: Die Band meint es ernst.
Wir hören bevorzugt auf Weltschmerz-Modus programmierte Lieder zwischen monumentalem Pomp und Hang zum Drama, Feuerzeugballaden und Synthie-Schlager, die ihren Schwerpunkt auf Ohrwurmtauglichkeit legen und nicht nur bei den Pet Shop Boys andocken – auch die Balladenkunst eines Prince ist der Band wohlbekannt. Live werden Hurts von einem Opernsänger unterstützt – auch das ist ihr Ernst. Auf "Better Than Love" sollte heuer aber tatsächlich keine Party verzichten.
Hurts: Happiness (Sony Music)
(Wiener Zeitung, 28./29.8.2010)
Freitag, August 27, 2010
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