Dienstag, Januar 25, 2011

Doppelpack mit Ernst und Schabernack

Jens Friebe zu Gast im B72
Hans Unstern kommt ins Chelsea

Die nur auf den ersten Blick wenig charmante Zuschreibung, "Eigenbrötler" zu sein, trifft auf beide zu: Sowohl Jens Friebe als auch Hans Unstern kümmern sich in ihrer Kunst um ihre eigene Nische.

Friebe, den 1975 in Lüdenscheid geborenen Wahlberliner, muss man sich vor allem erlesen. Während der Autor, dessen Tagebuchroman "52 Wochenenden" freizeitliche Umtriebe zum Thema hatte, auf seiner Homepage über die Entstehungsprozesse seiner Alben informiert – Abteilung "Vergnügliche Prosa" –, sitzt dem Ironiker auch in seinem vier Arbeiten umfassenden Werk als Musiker der Schalk im Nacken.

Daraus resultierte neben dem vielleicht schönsten deutschsprachigen Albumtitel aller Zeiten ("Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert") auch Friebes Abrechnung mit dem deutschen Kino ("Es ist bestimmt nicht leicht/Einen Film zu drehen /Doch es ist fast genauso schwer/Sich einen Film zu Ende anzusehen/Von einem deutschen Regisseur").

Zwecks Klanguntermalung griff der Musiker zur Schrammelgitarre, wenn er sich nicht gerade am Alleinunterhalter-Keyboard verdingte. Damit gingen sich Elektropop und Chansons gleichermaßen aus. Wie aber auch Peter Licht, der sich nach Anfängen als Ulknudel zuletzt der Melancholie verschrieb, klingt Friebe auf seinem aktuellen Album "Abändern" zumindest zwischendurch nachdenklicher denn je.

Krachende Kaskaden

Vergleichsweise wenig ist über Hans Unstern bekannt. Der Berliner, dessen Debütalbum "Kratz dich raus" im Vorjahr erschien, macht in seiner Gestalt als verschrobener Zausel ein Mysterium um Biografie und Werk. Die mit acht Stücken schlank gehaltene Erstlingsarbeit präsentiert den zunächst über seine Unstimme aufhorchen lassenden Sänger jedenfalls als Herren seines eigenen Genres: Wir hören überwiegend kawummsende und dabei eher notdürftig aufgenommene Eigenbaukompositionen, die sich nicht so recht um Strophe-Refrain-Schemata kümmern und zu kammermusikalischem Beiwerk vor allem mit poetischen Wortkaskaden beeindrucken wollen.

Das geht nicht immer gut. Neben der teils beim jungen Jochen Distelmeyer angelehnten Textierung bleibt der von den heimischen Wahlberlinern Ja, Panik entdeckte Musiker aber äußerst originär. Wie man sich erzählt, geht das live viel mehr als nur in Ordnung.

30. Jänner: Hans Unstern (Chelsea, 21.30 Uhr), Jens Friebe (B72, 20 Uhr. Vorband: Luise Pop)

(Wiener Zeitung, 26.1.2011)

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