Freitag, Februar 11, 2011

Saxofon-Soli mit Vollbart und Emphase

Iron & Wine im Wiener WUK.

Worauf man sich einzustellen hatte, erklärten die neuen Nummern am einfachsten: Auf seinem vierten Album, „Kiss Each Other Clean“, kümmerte sich der besser unter seinem Alias Iron & Wine bekannte US-amerikanische Songwriter Sam Beam zuletzt um, wie er selbst es bezeichnete, radiofreundlichen 70er-Jahre-Pop. Dieser wurde live schnörkellos dargebracht. Bei seiner Götternummer „Walking Far From Home“ klang der bärtige Zausel, als hätte man Cat Stevens abgewatscht und dazu gezwungen, sich anzuhören wie Bonnie „Prince“ Billy auf seinem Album „The Letting Go“ – ganz wunderbar also. Dazwischen verhielt es sich im ausverkauften WUK aber komplizierter.

Schließlich stellte der studierte Filmwissenschafter, der sich einst allein an der Gitarre im Umfeld des Folk-Revivals ansiedelte, die Vorzeichen bereits mit seinem Album „The Shepherd’s Dog“ vor vier Jahren auch auf Tabla- und Sitarsounds. Mit seiner aktuellen, siebenköpfigen Band stülpte er die globalisierten Klänge nun auch dem älteren Material teilweise über.

Die hörbar am Jazzkonservatorium geschulten Musiker bemühten sich diesbezüglich kaum um Zurückhaltung und erwiesen sich als emphatisch in Spiel und Mimik – vor allem das Saxofon drängte zügig zum Mittelpunkt. Beam selbst parlierte charmant mit dem Publikum und ließ seinem Falsett freien Lauf, während die Band Räucherstäbchenzauber verbreitete, bei „In My Lady’s House“ mit softestem Soul irritierte und letztlich erklärte: Iron & Wine wird man im Großmarkt nun auch unter „Weltmusik“ suchen müssen.

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