Edwyn Collins gastiert demnächst in Österreich.
Über den langen und harten Weg, den Edwyn Collins in den letzten sechs Jahren beschreiten musste, informiert die BBC-Dokumentation "Edwyn Collins: Home Again". Der Film, der auch auf Youtube nachgesehen werden kann, begleitet den schottischen Songwriter bei seiner Genesung.
Im Februar 2005 erlitt der Sänger zwei Schlaganfälle. Er fiel ins Koma, wurde im Spital mit dem MRSA-Virus infiziert und blieb zunächst halbseitig gelähmt. Die Kamera begleitet den 1959 in Edinburgh geborenen Musiker bei seinen Bemühungen, all das erneut zu erlernen, was für gesunde Erwachsene selbstverständlich erscheint: Gehen und Sprechen. Für den begnadeten Musiker entscheidend: das Schreiben, Singen und Gitarrespielen. Auf berührende Weise zeigt der Film einen Mann, der die Hoffnung nicht aufgibt. Und der durch die Liebe seiner Frau und den ungebrochenen Glauben an die Kraft der Musik alles versucht, um ins Leben zurückzufinden. Wir sehen Edwyn Collins schließlich bei der ersten Bandprobe, bei der die Stimme noch nicht so recht mitspielen will – und wir sehen ihn beim ersten Konzert, das zum gemeinsamen Fest mit Fans, Freunden und Familie wird.
Collins’ Karriere begann 1976, als er die Nu-Sonics gründete, die später als Orange Juice der ersten Indie-Generation Großbritanniens vorstanden. In den Nullerjahren galt die New-Wave-Band Inselhelden wie Franz Ferdinand als Vorbild. In seiner Solokarriere seit 1989 festigte Collins seine Stellung als vielseitiger Liedermacher, dessen Alben in ihrer zeitlosen bis altmodischen Ausformung ein Liebhaberpublikum bedienten.
Schlagartig berühmt wurde er 1995 mit der Single "A Girl Like You", die seine Vorlieben für Soul und Vintage-Rock kurzschloss. Damit hatte Collins ausgesorgt, dem Schaffensdrang tat dies keinen Abbruch. Das Album "Doctor Syntax" etwa zeigte den Schotten 2002 moderner als sonst: Seinem Soul wurden vorsichtig elektronische Grooves untergeschoben.
Mit "Losing Sleep" erschien 2010 das erste Album mit Material, das Collins nach seinen Schlaganfällen schrieb und aufnahm. Trotz nachdenklicher Zwischentöne drängte der Sänger damit vor allem vorwärts: Unter Mithilfe alter Haudegen wie Johnny Marr und junger Kollegen von Franz Ferdinand bis hin zu The Drums legte es der 51-Jährige mit forschem Altherrenrock wieder äußerst direkt an. Demnächst live – be there!
26. Februar: Wien, Porgy & Bess
27. Februar: Graz, Orpheum
28. Februar: Linz, Posthof
(Wiener Zeitung, 11.2.2011)
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