Aloe Blacc in der Wiener Arena.
Wovon man am Montag nichts spürte: Die Anfänge von Aloe Blacc, der die Arena mit seinen Soulsongs entfesselte, liegen im Hip-Hop. Mit „Shine Through“ zeugte 2006 auch sein Solodebüt noch davon, ehe Blacc im Vorjahr zum Soulman mutierte.
Der 1979 in L.A. geborene Sänger beruft sich auf die politische Tradition eines Curtis Mayfield. Seine Songs, denen nichts Modernistisches mehr anhaftet, verhandeln individuelle wie auch kollektive Krisen. Neben der Liebe als Schlachtfeld der Gefühle geht es Blacc um die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Ich, dem ein Wir entgegengesetzt werden soll. Wie es in seinem Hit „I Need A Dollar“ heißt: „If I share with you my story / Would you share your dollar with me?”
Das zeitigte auch live eine Text-Ton-Schere: Die inhaltliche Schwere ist den leichtfüßigen Songs nicht anzuhören. Mit seiner sechsköpfigen Band und viel Saxofon startete Blacc mit dem Funk von „Hey Brother“, coverte The Velvet Underground mit „Femme Fatale“ und croonte bei „Good Things“ zärtlich. Das begeisterte das später mit Call-and-response-Gesängen animierte Publikum aus dem Stand, blieb aber ohne tatsächlichen Höhepunkt. Erst bei „Miss Fortune“ brach die Band aus und trug in weiten Instrumentalpassagen Dub und Reggae auf. Das live um eine Spur entschleunigte „If I“ bestach mit einer besonderen Portion Soulfulness.
Vor seinem „Billie-Jean“-Cover ließ es Blacc jazzen, ehe er mit „Rico“ nach Lateinamerika entführte. Das war verzichtbar, ansonsten: Schöner Abend, guter Mann!
(Wiener Zeitung, 6.4.2011)
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