- John Grant im Porgy & Bess.
Die Karriere John Grants im sogenannten Alternative Rock dauerte mit seiner Band The Czars knapp zehn Jahre lang, ehe sie nicht nur wegen notorischer Erfolglosigkeit ein Ende im Schlechten fand. Grant gab seiner Neigung zu Suff und Drogen nach. Er hielt sich als Kellner über Wasser, ohne aber aufzuhören, für sich selbst weiter Musik zu machen. Erst die Bekanntschaft mit der texanischen Folkrock-Band Midlake sorgte aber für einen tatsächlichen Motivationsschub. Grant leckte wieder Blut. Und er spielte mit seinem späten Solodebüt "Queen of Denmark" im Vorjahr schließlich das Album seines Lebens ein.
Seine Kunst, die nun erstmals das Ich in den Vordergrund rückte und als intime Nabelschau zu einer Abrechnung des Künstlers mit sich selbst und den Umständen führte, präsentierte Grant am Montag live im Porgy & Bess. Dort erhob er seine sonore Götterstimme, überprüfte das Publikum stets aus dem Augenwinkel und leistete, im Wechsel mit seinem Bühnenpartner, Arbeit an Keyboards und Flügel. Wie auch schon auf seinem Album kam es dabei zum Aufeinanderprallen mehrerer Welten.
Zum einen brach Grant die schweren Inhalte mit teils heiteren Kompositionen auf – wie etwa bei "Silver Platter Club", in dem Grant seine Komplexe als Heranwachsender reflektiert, als er als Außenseiter nicht mit den sportiven High-School-Boys zu konkurrieren vermochte. Zum anderen kontrastierten überzeichnete Outer-Space-Synthesizer die filigranen Balladen vor allem live doch erheblich.
Der Großteil blieb freilich desperat. "I’ve felt uncomfortable since the day that I was born", bekannte Grant ohne Koketterie, um sich mit "JC Hates Faggots" ("Jesus hasst Schwuchteln") in eine bittere Anklage der (selbst erlebten) Homophobie in der US-Pampa zu stürzen und über Ausgrenzung, den Verlust jeden Selbstwertgefühls und Suizidgedanken ebenso zu singen wie über das Scheitern im Großen und Kleinen: "I wanted to change the world. But I couldn’t even change my underwear."
Mit dem (zweifelhaften) Liebesbekenntnis "Drug" und anderen Stücken aus seiner Zeit mit The Czars erwies sich Grant letztlich als begnadeter Crooner im Hotel zur ewigen Sehnsucht. Gefühl satt: Hier gesundete ein Außenseiter an sich selbst.
(Wiener Zeitung, 20.4.2011)
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