Brian Burton alias Danger Mouse gilt als Produzentengröße nicht nur seiner Generation
- Vom “Grey Album” zur Arbeit mit U2
- Neues Album als Hommage an den Italo-Western
Der Mann ist umtriebig, künstlerisch vielseitig – und er stellte auf seinem noch kurzen Karriereweg bereits die Musikindustrie auf den Kopf. Mit 33 Jahren gilt Brian Burton alias Danger Mouse als Produzentengröße nicht nur seiner Generation.
Bekannt wurde der Comic-Afficionado 2004 mit „The Grey Album“, das „The Black Album“ des US-Hip-Hop-Stars Jay-Z mit dem weißen Album der Beatles vermengte. Illegal produziert und zum freien Download bereit gestellt, entwickelte sich die Arbeit zum Klassiker. Und sie wurde vom wegen mangelnder Rechte am Songmaterial der Beatles polternden Musikriesen EMI mit zusätzlicher Öffentlichkeit bedacht.
Wenig später feierte Burton mit seinem Neo-Soul-Projekt Gnarls Barkley und einem Song namens „Crazy“ seinen ersten Welthit. Wir sprechen vom ersten Lied, das als digitaler Download die Spitze der britischen Charts erklomm. Der starke Beginn einer Karriere, die offiziell eingeläutet wurde, als Burton 2003 auf „Ghetto Pop Life“ gemeinsam mit dem Rapper Jemini seiner Liebe zum Hip-Hop ein Denkmal setzte, ließ die Aufträge purzeln. Damon Albarn engagierte Burton für seine Gorillaz und später für The Good, the Bad and the Queen.
Neben Arbeiten für The Rapture, Martina Topley-Bird oder Beck setzte der gebürtige New Yorker aber bald zu seinem Opus Magnum an. Das gemeinsam mit Sparklehorse geschriebene und von einer Riege an Gästen wie Wayne Coyne (The Flaming Lips) oder Julian Casablancas (The Strokes) eingesungene „Dark Night Of The Soul“ wurde visuell von David Lynch gestaltet, der mit einem ganzen Fotoband für die optische Entsprechung des Titels sorgte. Nach Problemen mit der Plattenfirma erschienen Lynchs Fotos in streng limitierter Auflage zunächst aber nur mit einer leeren CD-R. Der Hörer musste sich die Musik selbst aus dem Netz holen.
Dass es mit dieser Verweigerungshaltung aber vorerst zu Ende ist, wird derzeit von einem Umstand untermauert: Zuletzt arbeitete Danger Mouse an den neuen Songs von U2. Das System schlägt zurück! Es gemeindet uns ein.
Seinem aktuellen Album „Rome“, an dem Burton gemeinsam mit dem italoamerikanischen Session-Musiker und Score-Autor Daniele Luppi fünf Jahre lang arbeitete, leihen mit der Jazz-Bardin Norah Jones und Jack White (The White Stripes, The Dead Weather) zwei höchst unterschiedliche Gäste die Stimme. Beide ließen sich von der Idee begeistern, dem Sound alter Spaghetti-Western und seinem Erfinder Ennio Morricone zu huldigen. Eingespielt im ehemaligen Ortophonic Studio, in dem auch der Meister einst arbeitete, und gemeinsam mit längst pensionierten wie bereits an Filmklassikern wie „Once Upon A Time In The West“ beteiligten Musikern sollte der Originalsound einer Ära ins heute gerettet werden. Ohne moderne Studiotechnik und mit Vintagegeräten aufgenommen, ist das beglückend gelungen – trotz einer Spielzeit von nur 35 Minuten und zahlreicher instrumentaler Verschnaufpausen.
Zwischen orchestralen Klängen mit Streicherschmelz, als Stoßseufzer erklingenden Chorgesängen, Cembali und staubiger Twanggitarren gibt Norah Jones die „Problem Queen“, während Jack White als einsamer Cowboy in Richtung Saloon wankt und vor dem Spiegel zum Duell mit sich selbst lädt.
Das wie ein Filmplakat gestaltete Cover dieses atmosphärischen und einschlägige Bilder vor das geistige Auge zaubernden Albums erklärt zudem die Arbeitsweise von Danger Mouse, der sich selbst weniger als Musiker sieht als vielmehr als Regisseur im System Pop. Guter Mann, immer noch.
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