Dienstag, August 16, 2011

Es gibt Wiederholungen

Ab Donnerstag findet in St. Pölten das Frequency-Festival statt

Was haben die Crystal Fighters, Kasabian, Interpol, The National, Scott Matthew, Kaizers Orchestra und viele andere mehr gemeinsam? Sie alle gastierten im vergangenen Jahr und mit ihren aktuellen Alben bereits in Österreich – und mit ihnen allen gibt es ab Donnerstag ein Wiederhören am FM4-Frequency-Festival, dessen Diesjahresmotto offenbar bei den oberösterreichischen Groove-Dialektikern Attwenger entlehnt wurde: Es gibt Wiederholungen!

Tatsächlich hat das Frequency, Festivaldauerbrenner wie die Chemical Brothers, die keltischen Folkpunks Dropkick Murpheys, die deutschen Spaßkrawaller Deichkind oder ihre Landsleute von Seeed miteinbedacht, heuer zwar ein gravierendes Exklusivitätsproblem. Weil wir aber in Österreich leben, reicht das freilich auch so für die Marktführerschaft als relevanteste und natürlich beste Veranstaltung ihrer Art.

Auch wenn es derzeit noch Karten zu kaufen gibt, werden heuer erneut bis zu 40.000 Besucher pro Tag nach St. Pölten pendeln, um einen Querschnitt aus dem Programm seines Namenspatrons geboten zu bekommen. Dabei lohnt es sich, schon zeitig vor den Bühnen zu stehen – immerhin wurden nicht wenige Zuckerstücke der unter dem Label „FM4-Musik“ rotierenden Standesvertreter ins Nachmittagsprogramm abgestellt. Darunter alte Freunde wie Jochen Distelmeyer und The Kills sowie hierzulande noch neu zu Entdeckendes wie der britische Sänger Jamie Woon, der Dubstep mit R ’n’ B und Soul in hypermoderne Musik zur Zeit überführt.

Grünes Camping


Während der Eröffnungstag zu Bands neigt, deren Songs man vor allem als Schlachtgesänge aus der Fankurve Ost in Erinnerung behält – auch Liam Gallagher wird sich mit seinen Rest-Oasis als Beady Eye vorstellen –, gilt die Vorfreude etwa dem zartschmelzenden Songwriting von Elbow oder den Sehnsuchtssongs der zwischen früher PJ Harvey und Ennio-Morricone-Sounds changierenden Italo-Britin Anna Calvi. Als würdige Headliner wiederum beenden Dave Grohl und seine ewig sympathischen Foo Fighters das heitere Treiben am Samstag mit nahe am Mainstream gebautem Alternative Rock.

Die größte Veränderung am Areal des VAZ St. Pölten, wohin das Frequency 2009 vom Salzburgring übersiedelte, ist das Green-Camping-Gelände, auf dem besonnene Gemüter nachhaltig und in Ruhelage nächtigen werden. Deren Gegenparts – sie feiern die ganze Nacht – finden sich bis zum Sonnenaufgang am elektronisch bespielten Night Park ein. Damit zumindest für drei Tage im Jahr und eine lechzende Soirée das vermeintliche Paradoxon gilt: St. Pölten never sleeps!

(Wiener Zeitung, 17.8.2011)

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