Die Junior Boys stellen ihr Album „It’s All True“ live vor: Am Donnerstag in der Fluc Wanne.
Ihre Kunst ist es, an der Schnittstelle zu arbeiten, die mannigfaltigen Einflüsse aber in homogen-stringente Ergebnisse zu überführen: Seit ihrem Debütalbum „Last Exit“ aus 2004 perfektionierten die Junior Boys dieses Arbeitsprinzip auf raffinierte Weise. Eklektischer als auf „It’s All True“, seiner aktuellen und vierten Arbeit, hat das Duo zwar noch nicht geklungen – dass man davon aber nur bei genauerem Hinhören Notiz nimmt, macht die Sache bloß spannender. Bei den Junior Boys geht es subtil zu – protzen klingt anders.
1999 im kanadischen Ontario als Kopfgeburt Jeremy Greenspans gegründet, der sich bald von seinem Kollaborationspartner Johnny Dark trennen und diesen durch den bis heute an seiner Seite aktiven Keyboarder Matt Didemus ersetzen sollte, stehen die Junior Boys vordergründig für entspannten Elektro-Pop, der aus seinen Vorbildern kein Geheimnis macht. Vor allem ihr melancholisches Meisterwek „So This Is Goobye“ aus 2006 verströmte auch den Geist der Düsseldorfer Elektronikpioniere Kraftwerk. Ergänzt um das Wissen, wie man einen Track für die Sitzdisco programmiert, sowie Greenspans Songwriting-Talent, das nicht zuletzt an Pop-Edle wie Prefab Sprout denken lässt, entstehen gleichermaßen feinfühlige wie intelligente Songs. Wie die bisweilen von käsigen 80er-Jahre-Keyboards umspielten Ergebnisse ästhetisch dann doch stets auf der richtigen Seite landen – es bleibt das Geheimnis des Duos.
Tanzbarer Höhepunkt
Das aktuelle Album jedenfalls darf man durchaus als Soulplatte hören – die grundsätzlich auf unterschwellige Wirkung abzielende Produktionsweise der Junior Boys natürlich miteinbedacht. Ungewohnt explizit fällt hingegen „Second Chance“ aus, das man sich als direkte Replik auf „Pull Up To The Bumper“ von Grace Jones vorstellen muss.
Live dürfte das auch deshalb unterhaltsam werden, weil das Duo derzeit seine tanzbarsten und zuversichtlichsten Momente abliefert. Man höre etwa „Banana Ripple“, das mit seinem weißen Funk nicht weit vom lustvollen Nerd-Sound der Marke Hot Chip entfernt ist. Der Höhepunkt einer Aktivwoche, mit der Fluc und Fluc Wanne das Sommerloch bekämpfen – unter anderem noch mit einem DJ-Set von Tim Simenon (Donnerstag) und Konzerten von M185 (Freitag) oder Die Mäuse (Samstag), Letzteres gemeinsam absolviert mit den Herren Quehenberger und Kern. So sei es!
(Wiener Zeitung, 4.8.2011)
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