Über das neue Album der belgischen Eklektiker dEUS.
Dass dEUS vom Anbeginn ihrer Karriere auf eine eingeschworene
internationale Fangemeinschaft vertrauen dürfen, ist aus zwei Gründen erstaunlich:
Zum einen stammt die 1991 gegründete Band aus Belgien, einem Land also, das
trotz seiner lebendigen Szene nicht unbedingt als globales Pop-Epizentrum gilt.
Ein Umstand, den die Band auch
auf ihrem Album „Vantage Point“ 2008 augenzwinkernd verhandelte: „If you don’t
come from the States / You will always be late to be in popular culture.”
Zum anderen musste man sich das Kollektiv um Mastermind Tom
Barman gerade in seiner Anfangsphase erst einmal erarbeiten. Eklektizistische Werke
wie „Worst Case Scenario“ oder „In A Bar, Under The Sea“, auf denen dEUS weit
ausfransende und von so unterschiedlichen Künstlern wie Captain Beefheart, den
Pixies oder Pavement beinflusste Songs ausstellten und dabei einen teils
jazzafinen Art-Rock bastelten, waren doch eher schwer fassbar.
Dieser latenten Ungreifbarkeit blieb die Band zwar auch
später noch treu. Spätestens mit „The Ideal Crash“ waren dEUS 1999 aber auch
beim klassischen Songwriting angekommen. Seither sollten Stücke wie „Sister
Dew“ oder „Instant Street“ eigentlich auf jeder Popakademie im Grundkursus „Dramaturgie
und Arrangementlehre“ als Musterbeispiele angeführt werden.
Nach einer sechsjährigen Pause, in der Barman gemeinsam mit
dem britischen Produzenten CJ Bolland und dem Projekt Magnus einen
musikalischen Seitensprung wagte und sein Debüt als Filmregisseur gab, haben
dEUS erstmals als fix besetztes Quintett zueinandergefunden. Außer Barman ist
aus der Urformation nur mehr Klaas Janzoons dabei, der seine Geige mitunter
malträtiert wie einst John Cale seine Bratsche für Velvet Underground. Während dEUS
im Weiteren auf klassischer Songbasis noch immer für überraschende Wendungen
sorgten, hat man es bei „Keep You Close“ nun mit der bislang gewöhnlichsten
Arbeit der Belgier zu tun.
Dass das nichts Schlechtes bedeutet, erklärt gleich zu
Beginn das Titelstück, das mit Pauken einfällt und mit Streichern besticht, die
sich gegen Ende dramatisch emporschwingen. Während „Constant Now“ den typischen
dEUS-Groove ins Spiel bringt und Songs wie „Dark Sets In“ und das ungeniert
poppige „Ghosts“ mit drastischem Stromgitarrengebrauch auffällig werden, entfaltet
sich das organische „The End Of Romance“, durch das Barman mit sonorer
Erzählstimme führt, ungleich eleganter. Abgerundet wird das so erzeugte, ungewohnt
homogene Klangbild von Bläsern, Fender Rhodes Piano und jeder Menge Xylofon.
Als Gastsänger gastiert bei zwei Stücken mit Greg Dulli (The Afghan Whigs, The
Twilight Singers) übrigens auch nicht Niemand.
dEUS: Keep You Close (PIAS)
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