Donnerstag, September 01, 2011

Urbanes Leben gegen den Inner-City-Blues

Am Samstag startet das Fstival Run Vie

Als „Festival for Urban Art & Music“ trägt das erstmals 2009 ausgetragene Run Vie sein Bekenntnis zum großstädtischen Ballungsraum und dessen kulturellen Artefakten bereits im Namen: Zwischen 3. und 10. September geht die programmatisch breit gestreute Veranstaltungsreihe in die dritte Runde.

Gegründet als Clubfestival, rückt Run Vie dabei nicht nur seine Spielstätten in den Vordergrund – neben einschlägigen Locations der niemals schlafenden Partyszene zwischen Pratersauna, Säulenhalle, Ottakringer Brauerei oder dem Morisson Club in Wien Margareten wird auch das Porgy & Bess, das sympathische Lokal mit der kalauerhaften Eigenbezeichnung „Jazz & Music Club“, bespielt. Vor allem unterstreicht Run Vie seine Affinität in Sachen Networking auch durch Kollaborationen mit dem auf audiovisuelle Kunst spezialisierten „sound:frame“-Festival oder der Sneakerness Convention, dem Stammtisch der Freunde des Turnschuhes.

Während im Filmcasino Michael Rapaports Musikdokumentation “Beats, Rhymes & Life: The Travels Of A Tribe Called Quest” bestaunt werden kann und die Festivalzentrale im quartier 21 mit Workshops aufwartet, legt das Musikprogramm seinen Schwerpunkt auf zeitgenössische Sounds zwischen Elektronik und Hip-Hop. So gastieren neben den Acts des heimischen Affine-Labels (Dorian Concept, Ogris Debris ...) oder verdienten DJs wie dem New Yorker Rob Swift auch Grenzgänger wie der deutsche Schlagzeuger Christian Prommer (Trüby Trio, Voom:Voom), der im Rahmen seiner Drumlessons elektronische Klassiker mit den Mitteln des Jazz (!) völlig neu interpretiert.

Im WUK hingegen kommt es zur Erstbegegnung mit zwei unbedingten, nun ja, Geheimtipps: Neben Darkstar, die Dubstep ambient- und popaffin mit bittersüßem Wohlklang koppeln, entführt der in London ansäßige MC Ghostpoet in seine hypnotische Klangwelt, die, einem gewissen (Sozial-)Realismus verpflichtet, um den auch schon von Marvin Gaye besungenen Inner-City-Blues durchaus Bescheid weiß. Es heißt: dabeisein!

(Wiener Zeitung, 1.9.2011)

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