Das heimische
Duo Leyya präsentiert sein neues Album am Samstag am FM4-Geburtstagsfest.
Eferding
im schönen Hoamatland Oberösterreich, es ist bekannt und wurde an dieser Stelle
schon einmal geschrieben, gilt weit über die Stadt- und Bezirksgrenze hinaus
als Gemüselieferant per Einmachglas oder Dose und über hiesige Erdäpfeläcker
und das "Hofanföd" nebenan eindeutig auch als Biokistl der Region.
Anderweitige Assoziationen mit dem 4000-Seelen-Städtchen (die Römer, die
Bajuwaren, eine Erwähnung im Nibelungenlied des Bischofs Pilgrim von Passau,
okay) sind selten, popkulturelle Ankerpunkte (du liebe Güte!) eher gar nicht
vorhanden. Im Generellen war Pop früher etwas, das in den Großstädten
produziert und am Land höchstens gehört wurde - sofern man den
"Tschinbumm" nicht entweder ignoriert oder verunglimpft hat, weil er
in den Discos sehr sexuell war oder die Dorfbuben satanistisch in Richtung
Kirchenanzünderei motivierte.
Heute
ist das alles natürlich ganz anders. Und Eferding hat seit 2013 eine Band, die
plötzlich auch international auf sich aufmerksam macht - nur auf Eferding
vielleicht weniger. Leyya um die bandeigenen Produzentenhälften Marco Kleebauer
(auch: Gitarre, Synthesizer) und Sophie Lindinger (auch: Gesang, Synthesizer)
sind längst in die Bundeshauptstadt gezogen, um die Welt von der Donaumetropole
aus zu erobern, und stehen spätestens seit ihrem Debütalbum "Spanish
Disco" von 2015 lieber für einen Zugang ohne Lokalkolorit. Leyya liefern
elektronisch gefärbten Songwriter-Pop, der so oder so ähnlich an jedem Ort in
Europa entstehen könnte, und den man so oder so ähnlich auch schon das eine
oder andere Mal gehört hat. Inklusive auf Hochglanz polierter Musikvideos und
der für junge Fachkräfte von heute unumgänglichen professionellen Vermarktung
ist die Strategie bisher insofern aufgegangen, als die Band nicht nur im
Vorjahr den FM4 Award bei der Amadeus-Verleihung erhalten hat und auf
einschlägigen Showcase-Festivals in Island, den Niederlanden und Deutschland
aufgetreten ist. Auch auf ein Gastspiel auf dem als europäischer
Festivalhotspot renommierten Primavera Sound in Barcelona kann das Duo
mittlerweile verweisen.
Warum
die Band ihr nächste Woche erscheinendes Album, das sie diesen Samstag (20.
Jänner) am FM4-Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei live - und im
Konzert auf eine Viererbesetzung aufgestockt - vorstellen wird, nun
ausgerechnet "Sauna" (Las Vegas Records/Universal) betitelt hat, ist
nicht vollkommen schlüssig erklärt, jedenfalls hat es anscheinend etwas mit
Diversität zu tun. Und mit dem partiell tropisch angehauchten Soundsetting um
Songs wie das Titelstück oder "Heat" - und mitunter auch inhaltlich -
geht es dann tatsächlich heiß her. "Let’s be one of those who set the
sails / Take a risk even though we could fail / But I am willing to set fire /
Just to get what I desire."
Schlanker Groove
Nicht
umsonst hat die Band in der auch bei wenig Nachdruck oder an der
Behäbigkeitsgrenze zum Wegdämmern ausdrucksstarken Stimme von Sophie Lindinger,
die sich gerne auch auf ein Seufzen und Hauchen beschränkt, ein tolles
Hauptcharakteristikum, ja, ihr Kapital gefunden. Das passt zum Thema Sehnsucht
ebenso, wie es der titelgebenden Schwitzhütte zumindest einen Anstrich
emotionaler Nacktheit verleiht. Eingängig, ohne aufdringlich zu sein, zart und
feingliedrig entfalten sich dazu die knappen Dreiminüter, die zwar von in der
Anschaffung nie zu teuren Keyboards bestimmt sind, aber auch von organischen
Elementen abgerundet werden. Neben (echtem) Schlagzeug, Bass und Gitarren und
dem rudimentären Einsatz einer Sitar sind es heute vor allem Percussions und
Bläser, die das schlanke Groovegerüst unterstützen. Das klingt slick und ebenso
zeitgeistig-modern wie Marco Kleebauers weitere Projekte wie etwa Ant Antic -
und es steht dem vermuteten Arbeitsmotto der Band (nicht zu schnell, nicht zu
laut) gut zu Gesicht.
Nach
nur 35 Minuten könnte man zwar die mangelnde Unterscheidbarkeit der Songs und
eine gewisse Gleichförmigkeit diskutieren. Wahrscheinlich aber nennt man das
heute homogen im Sinne des Sounddesigns.
(Wiener Zeitung, 18.1.2018)
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