Kommende Woche startet das dreitägige Blue Bird Festival im Wiener Porgy & Bess.
Der Begriff und das Berufsbild des Songwriters mögen sich im Laufe der Zeit stark verändert haben. Denkt man historisch an junge Männer mit Gitarre und Neigung zur Dichtkunst, so wird schon lange auch am Laptop mit Software gearbeitet: alles erlaubt, gar nichts verboten. Während uns Techno in den 1990er-Jahren tanzen machte und der DJ alsbald auf den Rang eines Gottes erhoben wurde, kam es über das sogenannten Folk-Revival aber auch zu einer Rückbesinnung auf den wertkonservativeren Ansatz. Irgendjemand ist immer der neue Bob Dylan. Siehe dazu das Singer/Songwriter-Genre und dessen prall gefüllte Produktpaletten.
Die Mannifaltigkeit des Songs also auszuloten, hat sich die Vienna Songwriting Association – www.songwriting.at – verschrieben. Seit 2004 ist der engagierte Trupp um den ORF-Kulturjournalisten Klaus Totzler damit beschäftigt, Konzerte, Symposien und Workshops zu organisieren, die sich dem erzählerischen Song-Format als Träger der Popmusik widmen. Traditionell kulminieren diese Bemühungen im Blue Bird Festival, das jährlich an drei November-Tagen im Wiener Porgy & Bess über die Bühne geht.
Dessen Programm bietet heuer wieder eine gelungene Mischung aus Szenegrößen und (noch) unbekannten Stimmen. Kennenlernen wird man etwa den Iren James Vincent McMorrow dürfen, der auf seinem Debütalbum „Early In The Morning“ beseelt folkinfizierte Songs ausstellte, oder den lebensbejahenden Indie-Pop von The Go Find aus Belgien.
Neues Terrain
Während man sich über eine Wiederbegegnung mit Scout Niblett und deren charmant sprödem Œuvre freuen darf, wagen sich andere alte Bekannte auf neues Terrain vor: Joel Gibb und seine als Gay-Church-Folk-Music-Kapelle geschätzten Hidden Cameras haben exklusiv für das Festival ein Akustik-Set vorbereitet. Der im Fahrwasser von Antony and the Johnsons bekannt gewordene New Yorker Edel-Barde Scott Matthew wiederum stellt sein kammermusikalisch verziertes Gefühlskino zugunsten seiner mit Spencer Cobrin als Elva Snow vergleichsweise rauen Arbeit hintan.
Mit Grant Hart bringt das Blue Bird bereits am eröffnenden Donnerstag eine Legende nach Wien: Alleine an der Gitarre wird der Ex-Hüsker-Dü-Mann aus seinem vom Leben gezeichneten Werk schöpfen. Be there!
(Wiener Zeitung, 18.11.2010)
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