MGMT brachten ihren verdrogten Sound nun auch nach Wien
Geht es aktuell um Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser alias MGMT, so geht es vor allem um die Vergangenheit und ihre Bewältigung.
Schließlich wanderte das von New York aus operierende Duo bereits mit seinem 2008 veröffentlichten Debütalbum "Oracular Spectacular" in Richtung Weltruhm. Siehe dazu unverschämt eingängige Hits wie "Time To Pretend" oder "Kids", die die Verheißungen des Pop noch einmal bündeln und sie im großen Stil feiern wollten.
Vermutlich auch, um sich bei der Arbeit am Zweitling den Druck zu nehmen, ließ die Band zuletzt aber mit Selbstverweigerung aufhorchen. Neben dem Frühwerk seine Bedeutung absprechen wollenden Äußerungen überführte die Band ihre einst eher zwischendurch aufblitzenden, sperrig-psychedelischen Entwürfe auf dem heuer erschienenen "Congratulations" in abgespacte Klangwelten. Wie man auf den neun neuen Stücke nachhören kann, widmen sich MGMT nun überwiegend der Psychedelik der 60er und 70er Jahre. Mit dementsprechend zuarbeitendem Instrumentarium wie Orgel, Cembalo, Flöten und Oboe soll es darum gehen, den Sound des goldenen LSD-Zeitalters für die zappelige Amphetamin-Jugend von heute noch einmal nachzubauen.
Die MA Halluzinogene
Vor diesem Hintergrund also kam der Beginn mit "Time To Pretend" im ausverkauften Gasometer überraschend. Die Band schien sich ihrer Bringschuld bewusst, arbeitete aber sichtlich nach dem Motto "sie wollen, wir müssen".
Generell blieb die live als Quintett (und mit einem aus der Ferne an Jonathan Meese erinnernden Gitarristen mit Hang zum Dinosaurier-Solo) agierende Band vor uns dada machenden Visuals zwischen Augenkrebs-Ultraschall und der Ästhetik kaputter Videobänder mindestens stocksteif. Für derlei Gebaren erzeugte sie zwischenzeitlich erstaunlich viel Druck, wie etwa bei "It’s Working" – über den Umweg des einen oder anderen Jams erwiesen sich MGMT aber bald weniger als geniale Giftschlucker, sondern vielmehr als Sachbearbeiter der MA Halluzinogene.
Als Ausreißer brachte die Band das bei den Synthie-Punks Suicide angelehnte "Destrokk", ehe sie mit "Kids" zum Tanz lud und mit "Mind Games" auch noch John Lennon würdigte. Wie das 13-minütige "Siberian Breaks" bereits zuvor untermauerte, sind aber nicht nur die Drogen nicht mehr, was sie einmal waren. Auch MGMT sind mitunter erheblich gestreckt.
(Wiener Zeitung, 10.12.2010)
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