Nach 35 Jahren und einer Auszeit im Dienste Allahs: Yusuf, vormals Cat Stevens, kommt wieder nach Wien.
In seinem ersten Leben hieß der Mann, aus dem später der Mensch Yusuf Islam und der Künstler Yusuf werden sollte, Steven Demetre Georgiou. Als in London geborenem Sohn eines griechisch-zypriotischen Vaters und einer schwedischen Mutter gelang diesem unter seinem Alias Cat Stevens eine Karriere, um die ihn in den 70er Jahren zahlreiche Kollegen beneiden sollten. Nachzuhören etwa auf den Alben "Tea For The Tillerman" und "Teaser And The Firecat", die den Erfolgszug des Sängers einläuteten und zugleich seinen Höhepunkt markierten. Bis heute sind darauf veröffentlichte Lieder wie "Father And Son" oder "Morning Has Broken" nicht nur nicht vergessen worden – sie geistern als Widerhall ihrer Zeit ungebrochen aus den Radios.
Dabei mutete Cat Stevens bereits in jungen Jahren anachronistisch an. Auf den "Summer of Love" war Ernüchterung gefolgt. Punk trat ab Mitte der 70er Jahre als bis dato radikalstes Pop-Genre an, das Establishment aufzumischen und den Hippies zum Abschied noch eine aufzulegen. In dieser Zeit sang Cat Stevens mit schlank arrangierten Folk-Pop-Songs an der Wandergitarre die erdenklich sanftesten Lieder. Diese glänzten mit Lebenserkenntnislyrik und drehten sich bevorzugt um einen Umstand: Wege müssen gefunden, Straßen begangen, Berge überwunden werden. Das Leben ist so einfach nicht. Aber mit der richtigen Einstellung, der nötigen Demut, dem Respekt vor Mensch, Tier und Mutter Erde ist dem "Trouble" ("I have seen your face / And it’s too much, too much for me") am Ende doch beizukommen. Und wie die ökologische Nachhaltigkeitshymne "Where Do The Children Play?" aus 1970 beweist, durfte es auch zu zarten Anklagen kommen.
Hinwendung zum Glauben
Mit diesem Konzept sah es für Stevens’ Karriere zwar prächtig aus. Allerdings ließen ihn eine frühe Erkrankung an Tuberkulose, nach der sich der Sänger intensiv mit Religion zu beschäftigen begann, sowie ein als Erweckungserlebnis empfundener Badeunfall ganz in sich gehen. 1977 konvertierte er schließlich zum Islam, wandte sich vom Musikgeschäft ab und wurde als Yusuf Islam Vater von fünf Kindern.
In diesem zweiten Leben wurde der Sänger von der Öffentlichkeit zunächst vergessen. Als er ab Mitte der 90er Jahre wahlweise mit karitativem Engagement oder islamischer Musik, wie etwa einer Arbeit über das Leben des Propheten Mohammed oder dem Kinderalbum "A Is For Allah", wieder in Erscheinung trat, beäugte ihn der sogenannte Westen aber auch aufgrund einer Kontroverse kritisch. Dabei hatte Yusuf mehrmals versichert, dass es sich bei der ihm unterstellten Unterstützung für den Aufruf zur Ermordung Salman Rushdies um ein Missverständnis handelte. Dass Yusuf Homosexualität tatsächlich als Sünde bezeichnete, sorgte für vergleichsweise wenig Empörung. Immerhin ist er sich hier mit den Würdenträgern der katholischen Kirche einig.
Rückkehr zum Song
Seine über die Jahre erfolgte Abkehr von einer konservativen Glaubensauslegung hin zu einer liberaleren Lebensauffassung wurde aber nicht zuletzt von seiner Rückbesinnung auf den (weltlichen) Song glaubhaft gemacht. Sein Comeback-Album "An Other Cup" (2006) oder die aktuelle Arbeit "Roadsinger" (2009) künden davon und belegen auch eines: Der Mann mag zwar nach wie vor Musik für Teetrinker und Blumenzüchter komponieren. Sein Songwriting muss aber auch heute noch als begnadet bezeichnet werden.
Am Dienstag gibt Yusuf, der mit "My People" zuletzt Sympathie für die Protestbewegung in den arabischen Ländern bekundete, sein erstes Wien-Konzert seit 35 Jahren.
Yusuf live: 31. Mai, 19.30 Uhr, Wiener Stadthalle
(Wiener Zeitung, 28./29.5.2011)
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