Als letzte Errungenschaft im TV-Geschehen bisher gilt
gemeinhin ein On-Demand-Angebot namens Mediathek. Nämliche entwertete den
gemeinen Videorekorder im Otto-Normal-Haushalt zwar endgültig zu
Elektroschrott, vor allem aber ermöglicht sie dem faulen Willi in uns heute,
etwaige Versäumnisse bequem wieder aufzuholen. Anders als im echten Leben („Mutter,
wer ist der Mann in unserer Wohnung?“ - „Schatz, das ist dein Vater!“) ist es nun
für immer nie zu spät, zumindest, wenn es um das Fernsehen geht. Unabhängigkeit
von Raum und Zeit als TV gewordener Convenience-Shop der Marke 24/7.
Die Klassiker des Herrenwitzes von Charly Wagner aus der
Harald Schmidt Show schallen vor dem Gang ins Büro durch die Wohnung. Harald
Schmidt selbst läuft später im Fall, dass die Chefin doch nicht im Haus weilt. Single-Männer
haben Andi und Alex auf der Anrichte stehen, bevor das Date an die Tür klopft.
Charly Ploberger zupft mit uns Unkraut im Garten. Christa
Kummer stellt uns Sonne in Aussicht, während wir längst schon im Regen stehen. Zum
Vorteil der Holzmedien straft die „ZiB“ vom Vortag den Sinnsprich Lügen, dass
nichts älter sei als die Zeitung von gestern. Am Smartphone bummelt die 49er dank
W24 zwischen Gürtel und Neubaugasse, wo wir gerade selber fahren – verrückt,
das ist die Metabahn!
Und besonders toll für alle Kinder über fünf Jahre, die nach dem KI.KA-Sendeplatz
um 18.50 Uhr noch nicht schlafen gehen wollen: Der Sandmann kommt jetzt gerne
auch später vorbei, um uns „Gute Nacht“ zu sagen.
(Wiener Zeitung, 29./30.10.2011)

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