„Ein Konzert von zwei Stunden – und dann kennt man nur einen
Song“: Nach „ I Don’t Like Mondays“ gegen Ende seines Auftritts im Burgtheater gab
sich Bob Geldof zwar bewusst selbstironisch. Allerdings brachte der Sänger, der
an diesem Mittwochabend seinen 60. Geburtstag feierte, damit auch eine Tatsache
auf den Punkt. In der Öffentlichkeit auffällig wird der Mann schon lange nicht
mehr als Musiker, sondern nahezu ausschließlich mit seinem Engagement für die
Errettung der Welt.
Immerhin organisierte Geldof nach einem diesbezüglichen Erweckungsereignis
in den 80er-Jahren die Projekte Band Aid und Live Aid gegen die Hungersnot in
Äthiopien. Er engagierte sich für den Schuldenerlass der Dritten Welt und gastierte
bei einschlägigen Clubbings zwischen UN-Vollversammlung und IWF-Gipfel. Seither
also leidet Bob Geldof im Dienst der guten Sache und stellvertretend für das
Bemühen in uns als zweites bestätigtes Rock-’n’-Roll-Opfer am Morbus Bono: „Lasst
euch nicht erzählen, dass das, was wir hier machen, keinen Sinn hat!“
Musikalisch kehrte Geldof nach einer zehnjährigen
Veröffentlichungspause erst heuer mit dem Album „How To Compose Popular Songs
That Will Sell“ zurück, dessen Titel bereits eine gewisse Ratlosigkeit
vorwegnahm. Was soll und will man machen? Es lag an seiner sechsköpfigen Band,
die zumindest zur Hälfte so aussah, als hätte man sie gegen die Zeche aus dem
nächstgelegenen Irish Pub engagiert, das Ausgangsmaterial live zwingender zu
gestalten.
Spaß an der Freud'
Spaß an der Freud'
Tatsächlich entfaltete das Konzert einen Charme, der auf die
Destillierung Geldofs selten zwingenden Outputs auf sein fruchtbares Substrat
und viel Spaß an der Freud’ zurückging. Über weite Strecken dominierte der von
irischem Folk getragene Sound des Albums „The Vegetarians Of Love“ – Flöten
pfiffen gar liebliche Melodeien, die man der Neigungsgruppe Tullamore Dew nicht
wirklich zugetraut hätte, rustikaler ging es an der Bratlgeige und am Akkordeon
zu.
Dabei setzte es zahlreiche Songs aus dem programmatisch betitelten
Album „Sex, Age & Death“, mit dem Geldof 2001 eine veritable Lebenskrise
verhandelte. Aus dem neuen Werk hörte man mit „Dazzled By You“ einen
Rausschmeißer für die Sperrstunde, oder das bluesige, auf „Summer In The City“
von The Lovin’ Spoonful basierende „How I Roll“.
Geldofs Stimme mag sich im Boomtown-Rats-Gedächtnisblock
bisweilen selbst als hilfsbedürftig erwiesen haben, zwischendurch erinnerte sie
aber auch an den Sprechgesang eines Bob Dylan, wenn dieser den BFI-Kurs „Saubere
Aussprache für Anfänger“ belegt hätte.
Bis auf einen Exkurs nach Nordirland war Politik an diesem
Abend kein Thema. Burgdirektor Matthias Hartmann gratulierte, Schmäh, zum
Vierziger, die Band gab ein Ständchen – und dann reichte es. Beim nächsten Mal
wird wieder die Welt gerettet.
(Wiener Zeitung, 7.10.2011)

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