Bei Oma und Opa regiert um 16 Uhr Barbara Karlich. Das hat
laut Oma den Vorteil, dass man manchmal auch etwas Lustiges sieht. Opa zufolge
lässt es sich währenddessen so gut schlafen wie sonst nur, wenn die Autos im
Kreis fahren.
Am Mittwoch schloss man sich an, den Mythos zu ergründen.
„Früher wurde ich gehänselt – schaut, was aus mir geworden ist!“ lautete das
Thema, das erwachsene Menschen ins Studio brachte, die als Kinder
„Bohnenstange“, „Kirchenmaus“ oder „Fliegenscheißer“ geheißen wurden – bei Letzterem
musste auch das Publikum lachen, das vor Entsetzen sonst nur den Kopf
schüttelte. Wurden doch gar schreckliche Geschichten über Frotzeleien durch
Mitschüler erzählt, die man, Scherz, selbst vor allem aus der Tätersicht
kannte.
Wie Barbara Karlich ihr Metier seit weit über 2000 Sendungen
werktäglich durchsteht, blieb dabei in Rätsel. Im bronzefarbenen
Zeitgeistdirndl ließ die Talk-Masterin als resche Gretel aber keinen Verschleiß
erkennen. Offen interessiert („Hättest du dich jemandem anvertrauen können?“) am
Schicksal der Gehörnten, befanden sich Karlich und ihr Gäste immer auf
Augenhöhe.
Freilich hätte man es nicht mit einer Talk-Show zu tun,
spielte die Moral keine Rolle. Letztlich, so der küchenpsychologische Tenor,
müsse man sich selbst akzeptieren. Die Freude darüber, dass die Täterinnen von
einst heute verhärmte Hausfrauen sind, „die sich nicht mehr herrichten für den
Mann“, blieb dennoch unerlässlich.
Denn, so Barbara Karlich zum Abschluss: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“
Genugtuung mit präventiver Absicht.
(Wiener Zeitung, 14.10.2011)

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