Ihre nicht zwingend über die Texte zu erschließende
Welt erklärten die Fleet Foxes zuletzt mit einem kleinen Reim besonders
emphatisch: "Green apples hang from my tree / They belong only to me"
- Schließlich hieß es bei der Band aus Seattle bezüglich des
Lebenseinstellungsmottos "Zurück zum Ursprung" schon immer "Ja,
natürlich!"
Mit zwei gefeierten Alben steht die 2006 gegründete Formation an der Speerspitze des Folk-Revivals, das in den letzten zehn Jahren mit Vertretern wie Iron & Wine, Joanna Newsom, Bon Iver und vielen anderen mehr zum Sit-in an den Kamin lud. Zurückgezogenheit und Einkehr im Land der niemals versiegenden Energieströme, der Wälder, Wiesen und Flüsse: Hinter den sieben Bergen finden die Fleet Foxes im Einklang mit Mutter Erde zu sich selbst - die daraus geschöpfte Kraft schlägt sich in einer Kunst nieder, die Songtitel wie "Bitter Dancer" oder "Helplessness Blues" entschieden Lügen straft. Ausgeglichener als bei den Fleet Foxes geht es selten zu, und wenn, dann auch nur beim Fünf-Uhr-Tee mit Cat Stevens.
Musikalisch vertraut das Sextett zu
harmonisch-barocken Gruppengesängen auf den Folkrock der späten 60er-Jahre, der
zu Quasi-Soundtracks mit tibetischen Klangschalen, 12-saitiger Gitarre, Orgel
und Querflöte geformt wird. Damit ist das Œuvre der Füchse im CD-Regal zwischen
Neil Young, Simon & Garfunkel und aktuellen Blutsverwandten wie Midlake gut
aufgehoben.
Bei ihrem bestens besuchten Wien-Konzert im
Museumsquartier eröffnete die Band um den 25-jährigen Sänger und Mastermind
Robin Pecknold vor einem Landschaftsgemälde, das die Rocky Mountains
porträtierte. Über allen Gipfeln war Ruh, bis die Band auch über zunehmend ins
Psychedelische kippende Grafiken vor allem die bewusstseinserweiternde Seite
ihres Schaffens live stärker hervorstrich: So geschehen bei "The Shrine /
An Argument", bei dem sich Pecknold mit bebender Stimme den einzigen
emotionalen Ausbruch leistete, während die Band mit einem Free-Jazz-Intermezzo
bald nachzog. Die liturgischen Nebel, die dazu der Bühne entstiegen, ließen
vermuten, dass einsame Männer mit spirituellen Neigungen im dunklen Wald auch gerne
sektieren.
Atmosphärische Kopfgeburt
Atmosphärische Kopfgeburt
Als Hits des Abends wurden mit "White Winter Hymnal" oder "Blue Ridge Mountains" die Hymnen vom selbst betitelten Debütalbum gefeiert. Die konzentrierte Stimmung, die während des Auftritts auf der Bühne (wie auch im Publikum) herrschte, sorgte in den Pausen zwischen den Songs für seltsame Stille. Und während die Band ihr Werk live meist originalgetreu darbot, man also auch der CD hätte lauschen können, durfte gerade auch das gefallen. Immerhin muss man die atmosphärisch dichten Kopfgeburten live erst einmal so präzise über die Bühne bringen.
So streifte man durch das Hinterholz, sacht, ritt
durch die Prärie und begrüßte den Grizzylbär freundlich am Wegesrand. Auch wenn
man das Gefühl dabei nicht loswurde, dass wegen dieser Musik einst Punk
erfunden wurde, endete der Abend letztlich versöhnlich - bei einer gemeinsamen
Friedenspfeife.
(Wiener Zeitung, 17.11.2011)

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