Tom Barman ist
ein cooler Hund – und er weiß es. Seine Erscheinung in der Wiener Arena muss
man sich folgerichtig als einnehmend vorstellen. Nicht erst, seit David
Duchovny in „Californication“ Hank Moody
mimt, einen Autor, der trotz und natürlich aufgrund seiner Laster nicht von den
Frauen der Welt verschont werden will, weiß man, dass gerne um einen Knopf zu
weit geöffnete Hemden unter schlanken schwarzen Sakkos vor allem getragen
werden, um sie bald wieder auszuziehen. Morgen ist auch noch ein Tag, an dem man
neben fremden Models in fremden Häusern erwachen kann.
Als Beau und Lebemann in Gestalt eines „modernen Performers“ und ewig zappelnden Movers und Shakers nahm Barman am Sonntag in der ausverkauften Arena die Energien vorweg, die die Konzerte seiner Band dEUS freizusetzen verstehen. Als Geheimrezept setzt das seit 2004 wieder fix besetzte Quintett, das aus der Urformation von 1991 neben Mastermind Barman nur mehr Klaas Janzoons an Keyboards und E-Geige mit sich führt, auf einen markanten Groove, der bisweilen funky ins Haus fällt: ein Funk, der immer zündet.
Dabei begann es mit „The Final Blast“ aus dem neuen und insgesamt sechsten Album „Keep You Close“ noch eher gediegen. Mit Xylofon, Streichern und Pauken landeten dEUS darauf zuletzt in ihrer klassischen Phase. Live kündeten auch das wärmend-atmosphärische „The End Of Romance“ oder das mit orchestraler Dramatik auffahrende Titelstück durchaus beglückend davon. Bejubelt wurden dennoch vor allem die älteren Songs, mit denen sich dEUS einst als große Eklektiker zwischen Indie- und Art-Rock erwiesen. Neben punklastigen Saitenschrammlern standen damals jazzaffine Soundcollagen bereits neben großen Pop-Momenten.
Neben Dauerbrennern wie „Instant Street“, das live in konstant beschleunigten Furor mündete und von Janzoons kakofonisch zum Höhepunkt gefiedelt wurde, zog das den filigranen Gitarren-Pop von „Little Arithmetics“ ebenso nach sich wie das ungleich wüstere „Morticiachair“. Janzoons blieb das ganze Konzert über zwischen Geige, Schlagwerk und Keyboards gut ausgelastet, Mauro Pawlowski und Alan Gevaert an Gitarre und Bass kamen Barman stimmlich zuhilfe.
„The Architect“, hörbar eine Hommage an den knackigen Funk-Pop
der Talking Heads, legte einen entscheidenden Einfluss offen, wenn es um nervöse
Groovemonster wie „Constant Now“ geht. Im Sinne der Pixies wiederum entließen
dEUS ihr begeistertes Publikum mit einer ausschweifenden Version von „Suds &
Soda“ in die Nacht: Chapeau!
(Wiener Zeitung, 6.12.2011)

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