Wer
den "Bergdoktor" über die letzten Jahre nicht mit cineastischer Hingabe verfolgt
hat oder gar noch an die Originalserie mit Gerhart Lippert in der Hauptrolle
denkt: Im „Remake“ mit Hans Sigl als hemdsärmeligem Charakter ist alles insofern
anders, als dem Lauf der Zeit – zumindest irgendwie – Rechnung getragen wird.
Sanft modernisiert, singt im Hintergrund der von Radio Kuschelweich bekannte ehemalige
KFOR-Soldat James Blunt sein rührseliges Lied, wenn es darum geht, die dem Seriengenre
immanenten „großen Gefühle“ mit viel Pathos zu beschwören.
Aus
dem kleinen Maxl von einst ist eine pubertierende Lilli geworden, die der
Bergdoktor mit seinem Bruder als Patchworkvater erzieht. Der Medizinmann selbst
sagt in der am Fuße des Wilden Kaisers generell erstaunlich bundesdeutsch
dominierten Serie bevorzugt „nee“ und „tschüss“ sowie nach Lehrjahren in New
York „okay“ auf eine Weise, die man sonst nur aus dem deutschen Privatfernsehen
kennt.
Die
Doppelfolge zum Start der neuen Staffel trieb die Arztserien- und (neue)
Heimatfilmästhetik ohne Angst vor der Klischeefalle hin zum Schmierentheater mit
überzeichneten Stehsätzen („Ich bring ihn um. Das Schwein!“) und unfreiwillig
komischen Dialogen. Diesbezüglicher Höhepunkt: „Lisa ist nicht an einer Grippe
erkrankt!“ – „Woran dann?“ – „Sie hatte eine Affäre!“
Der Drehbuchautor jedenfalls
beweist Ironie und gibt sich selbst als Philipp Roth zu erkennen. Kleiner
Buchstabe, großer Unterschied!

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