"Into The Waves", das Debütalbum von Sophia Knapp
Den
Umstand, dass ihr Songwriting mitunter auch an jenes von Abba (!) erinnert,
versteckte Sophia Knapp mit ihrer Band Cliffie Swan zuletzt noch notdürftig
hinter einer wie auch immer gearteten Indie-Attitüde. Damit ist nun weitgehend Schluss,
wie bereits auch der Waschzettel zu ihrem nun vorliegenden Solodebüt „Into The
Waves“ (Drag City) nahelegt – wird dabei als Referenz doch Stevie Nicks angeführt,
die einst Fleetwood Mac ihre Stimme lieh.
Wer
jetzt Angst hat, sollte von den 36 Spielminuten im Wesentlichen bestätigt
werden. Allerdings verhält es sich trotz zwischenzeitlicher Schwedenpop-Referenzen,
wie etwa bei dem die Dancing Queen gebenden „Close To Me“, freilich immer eine
Spur eklektischer und postmoderner, als man es solchermaßen vermuten würde. Darauf
lässt wiederum schließen, dass mit dem großen Bill Callahan auch nicht niemand als
Gastsänger gewonnen wurde – nur Spötter würden behaupten, dass dieser als
Knapps vermuteter Boyfriend vor Liebe aktuell blind (oder gar taub) sein
könnte.
60er-Jahre-Sound
Mit
einer erstaunlich homogenen Produktion, die historischen Vorbildern aus den
60er-Jahren zum Verwechseln ähnlich klingt, widmet sich „Into The Waves“
bevorzugt einem folk- und entfernt countrylastigen Radiopop, der sich auch um Elemente
des 80er-Jahre-Mainstream bereichern darf (man höre das Titelstück). Das führt
zu biederen Retro-Schlagern („Looking Into Another Day“) genauso wie zu
einlullenden Kontemplationsmusiken („Evermore“), den Kitschsounds der
Vorab-Single „Nothing To Lose“ oder dem hübschen und wesentlich zeitloseren
„Spiderweb“, bei dem Callahan seinen Bariton gewohnt stoisch erklingen lässt.
Die
beteiligungslose Singstimme Knapps unterstreicht den mystisch-verträumten
Charakter des Albums und klingt, als hätte man hier die akustische Entsprechung
zu Lana Del Reys Augenpartie aufgenommen: der Schlafzimmerblick, jetzt auch als
Musik erhältlich.
Sophia Knapp:
Into The Waves (Drag City)
(Wiener Zeitung, 1.3.2012)
(Wiener Zeitung, 1.3.2012)

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