Ein Einwand wäre zwar, dass man auch als Reinigungskraft in Fukushima oder als Kuhbesamer in Texas arbeiten könnte – und dennoch will man die Opernball-Abordnung des ORF nicht um ihren Moderationsjob beneiden. Immerhin muss in belanglosen Smalltalks darauf verzichtet werden, auch etwas auszusagen, um unter den Zwängen der Etikette und bei Kreativfreiraum null vor allem eine Frage zu stellen: „Werden Sie tanzen?“
Während
solchermaßen wieder zahlreiche „Herrschaften“ begrüßt wurden, vernahm man heuer
aber auch schärfere Töne. Neben der Bitte, einen Blick in die Taschen der „gnädigen
Damen“ werfen zu dürfen, wurde allfällige Prominenz aufgefordert, bezüglich
ihrer Begleitung Licht ins Dunkel zu bringen („Vorstellen bitte!“) – eine
Direktheit, die sich in den Antworten durchaus niederschlug. Antal Festetics
etwa hätte sich seiner Adjustierung wegen selbst nicht in die Staatsoper
gelassen.
Dazu
kamen die Spitzen von Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe, die bei Karina
Sarkissova mehr („Zieht sie sich aus?“), bei Ismet Özdek („Er wurde auf einer
anatolischen Bergwiese geboren und hat einige Jahre als Ziegenhirt verbracht.
Unglaublich!“) aber weniger funktionierten.
Schade,
dass Tobias Moretti diesmal abwesend und auch von Edmund Stoiber, rhetorisch
naturfett, nichts zu sehen war. Die Freude des Moderatorenteams, nach
Dienstschluss trinken zu dürfen, war bezeichnend. Es ist ein harter Job, doch
jemand muss ihn machen!
(Wiener Zeitung, 18./19.2.2012)

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