Mittwoch, März 21, 2012

„Es wird groß werden“, oder: Alles ist relativ

Weil auf der Erde alles sehr kompliziert und nichts mehr gewiss ist, darf sich zumindest die Scheinwelt der Musik noch relativ sicher sein. Als wahrscheinliches Indiz dafür sei ein aktueller Waschzettel des Wiener Labels Monkey ins Feld geführt, der dem Debütalbum der Wiener Band Giantree mit einem Text von Walter Gröbchen an einem Punkt attestiert, „eventuell sogar Kunst“ zu sein. Wer hätte das gedacht?

Damit das spätestens seit dem ersten Popfest Wien sicher geglaubte, neue Selbstbewusstsein der heimischen Popszene nicht ausgerechnet an den bekanntlich kaum je enthusiasmierten PR-Abteilungen scheitert, wird am Ende des Tages aber doch eines über „We All Yell“ zu Papier gebracht: „Es wird die Welt niederreißen. Es wird groß werden. Es wird der Anfang von allem gewesen sein.“

Mehr Gefühl

Am Anfang von allem jedenfalls standen die Ö3-Rocker von Sirupop, die der Hitradio-Stempel aber zunehmend unglücklich machte, weshalb nach einer Neuerfindung als Giantree heute FM4 bespielt wird. Das gelang mit einer Mischung aus gängigem, im mittleren Tempobereich für Druck sorgendem Indie-Pop nach internationalem Erfolgsvorbild und ohne große Rezeptabänderung. Dementsprechend steht „We All Yell“ mit grundsolidem Songwriting und elektronischen Arrangements für lebensreflektierende Befindlichkeitstexte und solchermaßen ein Mehr an Gefühl.

Bevor das Quintett schon demnächst in Traun, Leitersdorf bei Hartberg und Weitra die Welt niederreißen wird, findet noch diesen Freitag in Wien die Albumpräsentation statt – am Eröffnungsabend des zweitägigen SpringBreak Festival, das etwa auch noch Duke Special, Zeronic oder Enno Bunger ins Haus der Musik bringen wird. Der Anfang von allem wird um 20 Uhr gewesen sein.

Giantree: We All Yell (Monkey / Rough Trade)

(Wiener Zeitung, 22.3.2012)

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