Das Motto seiner
Karriere sowie seine generelle Lebenseinstellung brachte Jason Pierce einst mit
dem Titel einer Zusammenstellung auf den Punkt: „Taking drugs to make music to
take drugs to“ erklärte das psychedelische Wesen seiner Band Spacemen 3 ebenso
treffend wie Songs und Alben von „Losing Touch With My Mind“ über „Come Down
Easy“ bis hin zu „The Perfect Prescription“.
Während der heroinabhängige Brite bald als nächster Rock-’n’-Roll-Toter gehandelt wurde und Spacemen 3 nicht zuletzt nach internen Spannungen das Zeitliche segneten, ließ sich der heute 46-jährige aber nicht unterkriegen und brachte den verdrogten Gestus seines Tuns mit dem bis heute als Mastermind und einziges fixes Mitglied betriebenen Herzensprojekt Spiritualized auf eine neue Ebene. Zu krachenden Garagengitarren aus der Schule von Velvet Underground und überlebensgroßen Walls Of Sound sollte es darum gehen, „weiße“ Rock-Spielarten mit „schwarzem“ Gospel aufzuladen. Der dabei zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Entwurf gipfelte 2001 im wunderbaren Album „Let It Come Down“, auf dem Pierce seine Befreiungstexte symphonisch befeuert und unter Mithilfe von 115 Musikern in den Himmel richtete.
Während der heroinabhängige Brite bald als nächster Rock-’n’-Roll-Toter gehandelt wurde und Spacemen 3 nicht zuletzt nach internen Spannungen das Zeitliche segneten, ließ sich der heute 46-jährige aber nicht unterkriegen und brachte den verdrogten Gestus seines Tuns mit dem bis heute als Mastermind und einziges fixes Mitglied betriebenen Herzensprojekt Spiritualized auf eine neue Ebene. Zu krachenden Garagengitarren aus der Schule von Velvet Underground und überlebensgroßen Walls Of Sound sollte es darum gehen, „weiße“ Rock-Spielarten mit „schwarzem“ Gospel aufzuladen. Der dabei zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Entwurf gipfelte 2001 im wunderbaren Album „Let It Come Down“, auf dem Pierce seine Befreiungstexte symphonisch befeuert und unter Mithilfe von 115 Musikern in den Himmel richtete.
Nach
einer beinahe tödlich verlaufenen Lungenentzündung gilt der Musiker seit dem
Jahr 2005 zwar erstmals als drogenfrei. Eine kurz vor den Aufnahmen zum nun
vorliegenden, siebten Studiowerk „Sweet Heart Sweet Light“ diagnostizierte
Leberkrankheit allerdings zwang den Sänger erneut zu schwerer Medikamentation. Mit
den davon vor allem auf der Textebene geprägten Songs wollte Pierce aktuellen
Interviews zufolge „etwas machen, das alles zusammenfasst, was ich am Rock ’n’ Roll
liebe.“
Erlösungsgesänge
Nach einem zarten Streicherintro geht es mit der neunminütigen Singleauskopplung „Hey Jane“ folgerichtig auf Basis klassischer Velvet-Underground-Gitarren in die Vollen. Während der Song im zweiten Teil mit einem Krautrockbeat und John-Cale-gleichem Bratschengeschwurbel in Richtung Gospel aufbricht, erinnern die ihr Grundmotiv maximal wiederholenden Stücke wie das von Free-Jazz-Bläsern befeuerte „I Am What I Am“ bald aber an ein anderes Motto aus alten Tagen: „Drei Akkorde sind gut, zwei Akkorde sind besser – ein Akkord ist das Beste!“
Erlösungsgesänge
Nach einem zarten Streicherintro geht es mit der neunminütigen Singleauskopplung „Hey Jane“ folgerichtig auf Basis klassischer Velvet-Underground-Gitarren in die Vollen. Während der Song im zweiten Teil mit einem Krautrockbeat und John-Cale-gleichem Bratschengeschwurbel in Richtung Gospel aufbricht, erinnern die ihr Grundmotiv maximal wiederholenden Stücke wie das von Free-Jazz-Bläsern befeuerte „I Am What I Am“ bald aber an ein anderes Motto aus alten Tagen: „Drei Akkorde sind gut, zwei Akkorde sind besser – ein Akkord ist das Beste!“
Die
Ausschmückung der Leerstellen mag vormals monumentaler gewesen sein – aktuell
wollte Pierce seine zeitgenössische Version eines „Pop-Albums“ einspielen –,
und so ist es vor allem das klassische Songwriting dazwischen, das die
Grandezza von einst aufblitzen lässt. Nach dem hübschen wie hübsch-soullastigen
„Little Girl“ macht Pierce vor allem bei zwei Songs alles richtig. Der
Country-Walzer „Too Late“ berührt als unbedingtes Bekenntnis zur Liebe im
Wissen um die Verletzungen, die damit einhergehen, ebenso wie das in sich
versunkene „Life Is A Problem“, das als letztes Gnadengesuch eines vom Leben Gezeichneten
einmal mehr auf den Walzertakt baut: „Jesus please be my automobile / Won't get
to heaven unless God's at the wheel / Send me your chauffeur, I will get in / Jesus
please drive me away from my sin.“
Mit
dem stilistischen Brückenschlag des Finalsongs vom todtraurigen Tränendrücker
hin zu satten Britpopreferenzen und den Erlösungsgesängen eines Befreiungschors,
fährt Pierce am Ende noch einmal schweres Geschütz auf. Und er verabschiedet
sich standesgemäß mit großen letzten Worten. Sie lauten: „So long, you pretty thing!“
Spiritualized:
Sweet Heart Sweet Light (Domino Records / GoodToGo)
(Wiener Zeitung, 14./15.4.2012)

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