Matthias Peyker
und der hochemotionale Heimwerkersound von A Thousand Fuegos
Unter seinem
Alias A Thousand Fuegos fabriziert Matthias Peyker aktuell den vermutlich
aufregendsten Pop dieses Landes. Wie der Name des Einmannprojekts bereits
nahelegt, geht es dabei um die Kultivierung eines ewigen Flächenbrands: Es
brennt ein Feuer in mir! Tatsächlich erfüllt der 1982 in Kärnten geborene Wahlwiener
mit seinem hochemotionalen Heimwerkerpop auch noch den unterkühltesten Raum mit
wohliger Wärme.
Als
Transportmittel hat sich Peyker nun die in Indie-Gefilden bevorzugt kritisch
beäugte Hymne ausgesucht. Während diese etwa bei U2 in Richtung Stadion schielt,
errichtet der Kunststudent seine Songs als Do-it-yourself-Master aber nach wie
vor auf tendenziell brüchigen Grundmauern. Dabei fallen erhabene Melodien ab, die
allem temporären Nachdruck zum Trotz auch schüchtern im Raum stehen dürfen. Und
obwohl hier also nicht zwingend mit der Brechstange gearbeitet wird, ist A
Thousand Fuegos nach Anfängen im verhuschten Lo-Fi-Fach mit dem dritten Streich
„The Treachery Of Things“ doch ein unbedingtes Popalbum gelungen – die zehn neuen
Songs sind somit auch als Hymnen der Selbstermächtigung hörbar.
Als
begnadeter Arrangeur und Dramaturg weiß Peyker um die Wirkung von Falsett- und
Gruppengesängen bestens Bescheid. Und er sorgt nicht nur mit einem direkten
Fade-To-Grey-Zitat für 80er-Jahre-Referenzen, die unter Mithilfe von
nachhallendem Folk, Gameboy-Elektronik, Blubberbeats und gesampeltem
Bodenknarzen zeitlos klingen. Der urbane Sound wiederum täuscht darüber hinweg,
dass Peyker als Inspiration vor allem den Freiraum der Pampa nutzt, wo dieses
Album binnen dreier Monate eingespielt wurde.
Trotz der angesprochenen Wärme läuft die Musik niemals Gefahr, der Harmonie alles unterzuordnen. Wenn die Synthesizer auch gleich zu Beginn süßlich zirpen, scheint sich der Text zumindest bis zur Enträtselung seiner Eingangsmetapher eher bei David Lynch am Mulholland Drive zu verorten. „I was speeding fast down the dim lit road / threatening to kill us both.“
Trotz der angesprochenen Wärme läuft die Musik niemals Gefahr, der Harmonie alles unterzuordnen. Wenn die Synthesizer auch gleich zu Beginn süßlich zirpen, scheint sich der Text zumindest bis zur Enträtselung seiner Eingangsmetapher eher bei David Lynch am Mulholland Drive zu verorten. „I was speeding fast down the dim lit road / threatening to kill us both.“
Mit „Youth Your Illusion“ liefert A Thousand Fuegos übrigens den Popsong,
den Soap&Skin dann doch nicht geschrieben hat, während man bei „I Am Not There“
auch an The XX denken darf und „The
Path“ vorsichtig zu den Appalachen führt, wo sich die Fleet Foxes gerade mit Olivia
Newton-John an der Friedenspfeife vergnügen. Das ist toll, eines aber nicht
auszudenken: Was würden wir alles über A Thousand Fuegos hören, wäre Matthias
Peyker nicht in Wien, sondern in Williamsburg, New York, zu Hause?
A Thousand
Fuegos: The Treachery Of Things (Seayou Records)

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