US-Rapperin
Nicki Minaj und ihr zweites Album „Pink Friday: Roman Reloaded“
In Zeiten der
klar definierten Zielgruppen überrascht die Karriere der 29-jährigen US-Rapperin
Nicki Minaj doch ein wenig. Wie mit „Pink Friday: Roman Reloaded“ aktuell das
zweite Album der ursprünglich in Trinidad und Tobago geborenen Musikerin
erklärt, scheint das Erfolgsmodell hier auf die breite Streuung zu bauen – in
Hinsicht auf Styles, Image und musikalische Genres wird von allem etwas
gereicht, um unterschiedlichste Hörer zu locken. Die dafür in Kauf genommene
Verwässerung ist erheblich und lässt die Frage, mit wem man es bei Nicki Minaj nun
zu tun hat, vorerst offen.
In
ihren Texten wiederum kommt es zu quasi-schizophrenen Szenarien, die für sich
genommen gut funktionieren. Minaj, die ab ihrem fünften Lebensjahr in
sogenannten problematischen Verhältnissen in New York aufwuchs, flüchtete sich aus
der Hölle im Eigenheim über die Erfindung diverser Persönlichkeiten in ihre
kindliche Fantasiewelt. Vor allem mit ihrem Alter Ego Roman, der heute als
böser Dämon aus ihr spricht, findet dieses Spiel seine künstlerische Fortsetzung.
Ihren Auftritt bei den Grammy Awards legte Minaj mit einer grotesk-überzeichneten
Grusical-Einlage heuer folgerichtig als Exorzismus an.
Ein Album als
Flickwerk
Nach
der Veröffentlichung dreier Mixtapes wurde Minaj 2009 vom US-Rap-Millionär Lil
Wayne entdeckt und unter Vertrag genommen. Es folgten Duette mit Christina
Aguilera und Britney Spears, während sich für ihr Debütalbum „Pink Friday“ sämtliche
Genrestars von Eminem über Kanye West bis hin zu Rihanna die Ehre gaben. Platz Nummer
eins in den Billboard Charts war vorprogrammiert und die Sehnsucht nach einer
starken Frau im diesbezüglich schwächelnden US-Hip-Hop vorerst befriedigt. Ein
gemeinsamer Auftritt mit Madonna bei der Super-Bowl-Halbfinalshow tat ein
Übriges, um Minajs zügig eroberten Starstatus zu untermauern.
Mit
dem nun nachgeschobenen und von einer Heerschar an Produzenten verantworteten
Zweitling und seinen 19 Beiträgen ist Minaj aber nur quantitativ ein großer
Wurf gelungen. Zwar mögen reduziert arrangierte Tracks wie „I Am Your Leader“
auf der Höhe der Zeit grooven. Im Flickwerk aus allem steht derb-böse sein
wollender Hip-Hop aber bald neben zuckrigem R-’n’-B-Pop, wenn nicht gerade der
angesprochene Hang zur Groteske in den Vordergrund drängt oder Stücke wie „Come
On A Cone“ das Nervensystem des Hörers in Angriff nehmen.
Mit der LMFAO-Kopie „Starships“ und ähnlichen Kalibern im Zeichen des Ballermanns geht es dann aber ohnehin zum Gummigeben in die Blitzhüttengegend draußen am Stadtrand. Empire me! Aber wer genau ist jetzt eigentlich Nicki Minaj?
Mit der LMFAO-Kopie „Starships“ und ähnlichen Kalibern im Zeichen des Ballermanns geht es dann aber ohnehin zum Gummigeben in die Blitzhüttengegend draußen am Stadtrand. Empire me! Aber wer genau ist jetzt eigentlich Nicki Minaj?
Nicki Minaj:
Pink Friday: Roman Reloaded (Universal)
(Wiener Zeitung, 7./8.4.2012)

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