Andererseits
spielt die Veranstaltungsreihe nach wie vor nicht nur in einer eigenen Liga,
wenn es um die Auslotung einer wie auch immer gearteten zeitgenössischen
Avantgarde zwischen Pop, Performance und Kunst geht. Vor allem ermöglicht das
Donaufestival ein künstlerisches Zueinanderfinden der Akteure und Genres, womit
es sich vom koexistenziellen Gestus handelsüblicher Festivals wohltuend unterscheidet.
Nachdem im Vorjahr der Netzwerkgedanke gepflegt wurde, kommt es auch heuer wieder
zu „ungewöhnlichen Hochzeiten“.
Als
Zugpferd für diese dient ein Kuratorenmodell, das etwa das US-amerikanische
Geschwister-Duo CocoRosie als Artists in Residence nach Krems bringen wird. Dabei
darf zwar auch an den gemeinsamen Art-Folk erinnert werden – im Zentrum stehen
allerdings die erste Tanztheater-Produktion Bianca Casadys sowie eine angsteinflößend
als „New-Age-Musical“ verkaufte Show ihrer Schwester Sierra. Während die Band
für ein Zusammentreffen der US-Avantgarde-Pop-Ikone Laurie Anderson mit den
ungleich dienstjüngeren 80er-Jahre-Wiedergängern von Light Asylum sorgt, tritt
sie zum Abschluss des ersten Festivalwochenendes selbst im Verbund mit
Ausnahmestimme Antony Hegarty oder dem indischen Folkkollektiv Rajasthan Roots
auf. Der deutsche Aktionskünstler John Bock wiederum bringt für sein Projekt
die Post-Punk-Veteranen And Also The Trees auf die Bühne und errichtet seine
Installation in der Kunsthalle als Podium für eine „performative Intervention.“
Abgesehen
von derlei Kooperationen darf es mit
Einzelkonzerten auch klassischer zugehen: Hercules and Love Affair
bitten zum Tanz durch die Neo-Disco, Bohren & der Club of Gore führen hinab
ins Kellergewölbe ihres Slow-Jazz und Pantha du Prince lädt ins naturalistische
Idyll seiner Minimal-Techno-Kompositionen.
Zentrale
Performances kommen von den alten Hausfreunden God’s Entertainment oder Dolce after
Ghana, die mit einer Wrestlingshow über das Ende des Feminismus sinnieren. Das
Verhältnis zwischen Film und Musik wiederum wird im Kino im Kesselhaus näher
betrachtet – der für seine stilprägenden Videoarbeiten bekannte Regisseur Chris
Cunningham hingegen stellt auch sein musikalisches Schaffen vor.
Donaufestival
Krems: 28. April bis 5. Mai. Details und Info: www.donaufestival.at
(Wiener Zeitung, 21./22.4.2012)

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